(Jes 62, 1–5; 1 Kor 12, 4–11; Joh 2, 1–11)
Liebe Schwestern und Brüder,
der Evangelist Johannes spricht ja nicht so gerne von „Wundern“, sondern von „Zeichen“. Fast könnte man sie als Sakramente , als „heilige Zeichen“, bezeichnen. Es ist sicher kein Zufall, dass das erste Zeichen, das Jesus bei Johannes tut, mit viel Wein und mit einer Hochzeit zu tun hat. Da erinnern wir uns auch gleich an die 1. Lesung, in der es am Ende in V 5 heißt: „Wie der Bräutigam sich freut über die Braut, so freut sich dein Gott über dich.“
Das fällt so vielen schwer, diese göttliche Tatsache auf sich selbst zu beziehen und zu verinnerlichen, zumal wir so oft (auch liturgisch) daran erinnert werden, dass wir Sünder sind. Aber ich würde mal vorschlagen, dass wir da mal mehr auf die heilige Schrift, als auf jene hören, die unsere Gotteskindschaft aus verschiedensten Gründen kleinreden wollen.
Bedenken wir also bei dem Evangelium auch, dass es bei dem ersten Zeichen Jesu im Johannesevangelium um eine Hochzeit und um Wein geht. Es geht auch nicht darum, zu beweisen, was der Sohn Gottes so alles kann. Und es geht auch nicht gleich um Eucharistie oder andere fromme Veranstaltungen, sondern eben um eine Hochzeit und um Wein, sehr viel Wein.
Schon die Propheten im 1. Testament verglichen die Zukunft bei und mit Gott mit einem üppigen Hochzeitsmahl (z.B. Jes 25, 6aff). Das wird denen sicherlich nicht passen, die Frömmigkeit und ein Leben mit Gott nur als eine toternste Sache begreifen können und manchmal auch wollen.
Jesus will offensichtlich im Namen Gottes, dass wir unser Leben mit Gott als etwas Feierliches und Schönes denken und fühlen, so ausgelassen fröhlich, wie es halt bei einer Hochzeit zugehen kann.
Und wenn das Übermaß an Wein eine tiefere Bedeutung haben soll, dann sicher auch die, dass unsere Freude übermäßig sein darf, so wie sich eben auch eine Braut über ihren Bräutigam freut. Selbst wenn das Wasser ja eine kostbare Gabe ist, so steht eben der Wein für Freude. Wenn man so will, kommt dann doch noch ein Begriff der Eucharistie ins Gedächtnis, nämlich der Begriff der „Wandlung“. Auch bei der Eucharistiefeier geht es nicht nur um die Wandlung der sog. „eucharistischen Gaben“ von Brot und Wein. Nein, immer sollen wir alle mitgewandelt werden, soll das, was wir beim Einlegen des Brotes in die Hostienschale vor der Eucharistiefeier gewandelt haben möchten, wirklich gewandelt werden.
Und wie nötig haben wir gerade heute bei all‘ den negativen Nachrichten, die eher an Beerdigung, als an eine Hochzeit denken lassen, die Verheißung einer Verwandlung zu mehr Freude und eines frohen Miteinanders, die Gott uns erlaubt! Warum nur machen wir so oft aus dem Wunsch Gottes der Freude für uns und die Verwandlung in zuversichtliche Menschen, aus Wein wieder abgestandenes Wasser und aus uns wenig erfreuliche Menschen?
Erlauben wir Gott, uns zu wandeln, auch jetzt!, und glauben wir ihm, dass er sich wirklich über uns freut, wie die Braut über den Bräutigam und der Bräutigam über die Braut. Amen.
(P. Thomas Röhr OCT)