(2 Kön 5, 1–19; 2 Tim 2, 8–13; Lk 17, 11–19)
Liebe Schwestern und Brüder,
wie schon oft erwähnt, haben erste Lesung und Evangelium meistens einen gemeinsamen Bezugspunkt. Das Evangelium hatten wir schon in Bezug auf das Erntedankfest gehört und da stand der Dank im Vordergrund.
Was erste Lesung und Evangelium heute verbindet, ist nicht nur die Heilung von Aussätzigen, sondern auch, dass es sich um die Heilung von Fremden handelt, also von Leuten, die nicht zur selben Glaubensgemeinschaft gehörten. Náaman war ein Syrer und der eine von den zehn Aussätzigen, der zu Jesus umkehrt, um ihm zu danken, ein Samariter, also einer, den man den wahren Glauben absprach und ihn eher auch für einen sog. „Ungläubigen“ hielt. Ausgerechnet also diese Fremden finden Heilung durch den Gott, den man gerne nur exklusiv für die eigene Glaubensgemeinschaft reservieren wollte. Gott aber lässt sich nicht von Religionsgemeinschaften vereinnahmen und betrachtet alle Menschen als seine geliebten Kinder.
Nicht selten, und immer wieder zum Ärger für jene, die sich für etwas Besonderes hielten, stellten Gott und Jesus gerne Menschen als Vorbild in den Vordergrund, denen man vor allem eine besondere Gottesbeziehung absprach und die vor allem Glauben mit einer gewissen Leistungsfrömmigkeit verwechselten.
Zugutehalten muss man allerdings allen zehn Aussätzigen im Evangelium, dass Sie sich einfach auf den Weg machen, um sich von den Priestern als „rein“ erklären zu lassen, obwohl sie Jesus noch gar nicht geheilt hatte. Dass das unterwegs geschieht, konnte ja keiner wissen und ahnen. Es gehört also schon eine ganze Portion Vertrauen und Mut dazu, noch mit Aussatz zu den Priestern aufzubrechen.
Und auch wir sollten manchmal aufbrechen, ohne zu wissen, ob das gut gehen wird, einfach im Vertrauen darauf, dass er mit uns geht und unser Heil will.
Ich glaube sogar, dass auch die neun, die nicht zu Jesus zurückgekehrt sind, nicht undankbar waren und sicher Gott gedankt haben. Aber der Samariter kehrt eben auch um, nicht nur, um Gott zu ehren, sondern auch dem zu danken, der das Heil vermittelt hat. Vielleicht war Jesus auch etwas darüber enttäuscht, dass man irdische Hilfe manchmal so selbstverständlich annimmt. Es wäre also ganz im Sinne Jesu, wenn wir auch all jenen Menschen immer wieder danken würden, die uns im Alltag so oft unterstützen und uns mit ihrer heilsamen Liebe einfach nur gut tun. Denn in diesem Augenblick sind uns diese Menschen ein Sakrament des nahen und heilsamen Gottes, natürlich auch dann, wenn sie nicht unseren Glauben teilen oder gar keiner Glaubensgemeinschaft angehören. Vergessen wir dann auch nicht, dass Jesus zum Samariter sagt: „dein Glaube hat dich gerettet“(V19), also nicht er selbst, nicht Gott, sondern sein Glaube. Dieser Glaube war Vertrauen, war Dankbarkeit. Vertrauen und Dankbarkeit aber sind nicht nur in Bezug auf Gott wichtig, sondern auch im Miteinander, das Gott immer mehr am Herzen lag und liegt als alle Religiosität, die dies vermissen lässt. Amen.
(P. Thomas Röhr OCT)
