4. Fas­ten­sonn­tag (Laet­a­re) – Le­se­jahr B (14.03.2021)

(2 Chr 36, 14–16.19–23; Eph 2, 4–10; Joh 3, 14–21)

Lie­be Schwes­tern und Brü­der,

die bi­bli­schen Tex­te heu­te sind ir­gend­wie ei­ne schwe­re Kost. Ver­mut­lich ist die Bi­bel für vie­le ein Buch mit sie­ben Sie­geln. Es macht nicht un­be­dingt Spaß, dar­in zu le­sen. Und trotz­dem lie­gen für ei­nen je­dem von uns Wor­te, Ge­schich­ten und Bil­der be­reit, die ge­nau uns er­rei­chen, trös­ten, er­mu­ti­gen und er­freu­en sol­len. Auch oh­ne Theo­lo­gie­stu­di­um wür­de ich ger­ne in der Bi­bel le­sen, und viel­leicht geht es ja viel mehr Men­schen so, als ich den­ke.
Wenn ich mir die heu­ti­gen drei Tex­te so an­schaue, dann könn­te ihr „ro­ter Fa­den“ ei­ne Bot­schaft sein, die im­mer der „ro­te Fa­den“ der ge­sam­ten Hei­li­gen Schrift ist: Gott ist treu, Gott liebt be­din­gungs­los, Got­tes Lie­be ist das trag­fä­hi­ge Le­bens­fun­da­ment von al­len und al­lem, was im­mer auch ge­schieht. Laut Bi­bel ha­ben sich die Men­schen im­mer da­mit schwer ge­tan, die­sem lie­be­vol­len Ge­heim­nis ihr Ver­trau­en zu schen­ken, vor al­lem dann nicht, wenn es auf die vie­len „War­um“ kei­ne be­frie­di­gen­de Ant­wor­ten gibt. Dar­um set­zen die Men­schen oft auf die fal­schen Pfer­de (Göt­ter) und ge­ra­ten da­durch in gro­ße Not. Ich glau­be nicht, dass der „Zorn Got­tes“, son­dern die Un­ver­nunft und die Herz­ge­lähmt­hei­ten der Men­schen der Grund für vie­le Not in der Welt wa­ren und sind. Aber die Fro­he Bot­schaft der Le­sung aus dem Buch der Chro­nik lau­tet: wie im­mer die Ge­schich­te ver­läuft, sie ver­läuft in Got­tes Hän­den und wird nie da her­aus­fal­len.
Der Ephe­ser­brief fasst in Vers 8 und 9 die ge­sam­te Bot­schaft des hei­li­gen Pau­lus zu­sam­men: „Aus Gna­de seid ihr durch den Glau­ben ge­ret­tet, nicht aus ei­ge­ner Kraft – Gott hat es ge­schenkt – nicht aus Wer­ken, da­mit kei­ner sich rüh­men kann.“ Ein sol­cher Satz kann der Satz und die Deu­tung ei­nes gan­zen Le­bens sein, der uns im­mer wie­der be­glei­tet und trägt und auch kor­ri­giert. Er kor­ri­giert näm­lich die Vor­stel­lung, dass man sich et­was auf sei­nen Glau­ben ein­bil­den kann, so, als hät­te man sich den müh­sam selbst er­ar­bei­tet. Nie­mals kann der gott­ge­schenk­te Glau­be An­lass da­für sein, sich über an­de­re zu er­he­ben oder sie gar zu ver­ach­ten, nur weil man sich ein­bil­det, an­de­re hät­ten ei­nen ge­rin­ge­ren oder gar kei­nen Glau­ben. Die­se Ein­stel­lung hat Je­sus im­mer wie­der ent­schie­den ab­ge­lehnt und kri­ti­siert. Ei­ne sol­che Ein­stel­lung sind kei­ne „gu­ten Wer­ke, die Gott für uns im Vor­aus be­stimmt hat“ (Eph 2, 10), son­dern sie be­deu­ten im­mer dank­ba­re De­mut, Lie­be und Barm­her­zig­keit. Wer das ver­stan­den und ver­in­ner­licht hat, muss sich nicht mehr an dem ver­meint­li­chen Man­gel und der Schwä­che an­de­rer auf­rich­ten. Das kann so wun­der­bar be­frei­en und ent­las­ten und zu ei­ner tie­fen Freu­de füh­ren.
Auch im Jo­han­nes­evan­ge­li­um wird nichts an­de­res ge­sagt. Gott liebt die sog. „Welt“. Sein Wil­le ist es im­mer, sie zu ret­ten. Da­für ste­hen nicht zu­letzt die Bot­schaft, das Le­ben, der Tod und die Auf­er­ste­hung sei­nes Soh­nes und un­se­res Bru­ders Je­sus. „Glau­be“ steht auch hier nicht für ein Buch mit Glau­bens­sät­zen und ‑über­zeu­gun­gen, son­dern für Ver­trau­en, das kein „Aber“ mehr kennt. Ver­lo­ren ge­hen Men­schen, wo sie ihr Ver­trau­en ver­lo­ren ha­ben. Aber wir soll­ten dar­auf ver­trau­en, dass Gott sel­ber uns die­ses Ver­trau­en im­mer wie­der neu ins Herz le­gen wird, ein Ver­trau­en, das am Al­ler­we­nigs­ten selbst­ver­ständ­lich und doch so über­le­bens­not­wen­dig ist.
Nein, es ist nicht leicht, so zu ver­trau­en. Es ist im­mer ein Wun­der, das uns mit Dank­bar­keit und Freu­de er­fül­len mö­ge. Die­ses Laet­a­re mö­ge uns zur blei­ben­den Er­fah­rung wer­den. Amen.

(P. Tho­mas Röhr OCT)