(Jes 50, 5–9a; Jak 2, 14–18; Mk 8, 27–35)
Liebe Schwestern und Brüder,
fast könnte man meinen, dass der heilige Jakobus in seinem Brief heute dem heiligen Apostel Paulus widerspricht. Denn dieser verkündete, dass es der Glaube allein ist, auf den es ankommt. Damit wollte er sagen, dass nichts und niemand Gott zwingen kann, jemandem seine Liebe zu schenken. Nun, das ist freilich das Grundgesetz jeder Liebe, dass man sie nicht erzwingen darf und kann. Was sollte das dann auch für eine Liebe sein? Und wir wissen, dass religiöse Menschen bist heute nicht vor der Versuchung gefeit sind, mit ihren sog. „guten Taten“ und religiösen Leistungen letztlich Gottes Liebe zu erzwingen. Wenn dann im Leben etwas schief läuft, beschwert man sich bei Gott und zeigt nur damit, dass man ihn letztlich nicht um seinetwillen geliebt hat.
Und nun sagt heute Jakobus: „So ist auch der Glaube für sich allein tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat“ (Jak 2, 17). Vermutlich haben manche Christen den hl. Paulus falsch verstanden und gedacht, dass es ja dann nicht mehr auf „Werke“ ankommt, wenn der Glaube allein genügt. Das ist natürlich ein Fehlschluss. Denn das Vertrauen in Gottes bedingungslose Liebe enthebt uns eben nicht dem Bemühen, selbst so in der Liebe zu wandeln zu versuchen. Darum heißt es am Ende des Jakobusbriefes heute zurecht: „Zeige mir deinen Glauben ohne die Werke und ich zeige dir aus meinen Werken den Glauben“ (V18). Der Glaube also muss in der Liebe sichtbar, spürbar und erfahrbar werden und darf sich nicht auf bloße Bekenntnisse beschränken. Am Ende geht es also nie zuerst um die „reine Lehre“, sondern um die „reine Liebe“. Möge uns das mit Gottes Hilfe immer wieder neu gelingen. Amen.
(P. Thomas Röhr OCT)