(Offb 21, 1–5a; Joh 13, 31–33a.24–35)
Im Evangelium hieß es heute: „Ein neues Gebot gebe ich euch! Liebt einander“ (Joh 13, 34). Aber was soll daran neu sein? Schließlich ist das auch die Grundbotschaft des 1. Testamentes. Im Laufe der Geschichte kann es freilich passieren, dass auf einmal ganz andere Dinge ganz wichtig werden. Darum ist es in jedem Fall wichtig, immer wieder neu zu sagen, dass das wichtigste Gebot die Liebe ist.
Doch bevor wir uns überlegen, wie das ganz praktisch aussehen soll, geht unserem Bemühen etwas Wesentliches unendlich voraus. Es heißt im Evangelium nämlich weiter: „Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben“ (Joh 13, 34b). Dem Imperativ „Liebt einander“! geht also der Indikativ des unendlich und bedingungslos Geliebtseins voraus.
Das steht und gilt als Fundament vor allem. Das muss uns geradezu in Fleisch und Blut übergehen. Denn vor allem „du sollst“, „du musst“, steht immer: „du bist unendlich geliebt!“ Ohne diese bedingungslose Annahme und Liebe wird es schwer werden, andere zu lieben.
Gott liebt uns nicht, weil wir uns etwa liebenswert und würdig gemacht hätten. Seine Liebe verleiht uns Würde und Liebenswürdigkeit und senkt die Kraft der Liebe in uns ein, die wir weiterschenken dürfen. Diese Liebe wird immer universal sein, sie sortiert nicht aus, sie schließt alles ein: Menschen, Geschöpfe, Erde, Luft und Wasser, alles.
Ach, wie schön wäre es, wenn alle unsere tiefe Gottverbundenheit daran erkennen würden, wie es im letzten Satz des heutigen Evangeliums heißt: „Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jüngerinnen und Jünger seid: wenn ihr einander liebt.“ (Joh 13, 35)
(P. Thomas Röhr OCT)