(Mi 5, 1–4a; Hebr 10, 5–10; Lk 1, 39–45)
Liebe Schwestern und Brüder,
im Evangelium des heutigen 4. Adventssonntages hören wir, dass die schwangere Maria zu ihrer schwangeren Tante Elisabeth eilt. Bemerkenswert dabei ist, dass sie alleine, ohne Begleitung, unterwegs ist und nicht zuerst den Familienvater, sondern gleich Elisabeth begrüßt, was für damalige Verhältnisse sehr ungewöhnlich ist.
Maria erscheint hier sehr unkonventionell, so unkonventionell, wie ja auch laut Lukas ihre Empfängnis war. Und so wird das weitergehen mit der Geburt Jesu im Stall von Bethlehem, mit dem Kind Jesus, der als Ausgewachsener in den Augen der Öffentlichkeit ziemlich unkonventionelle Wege geht, wenn er z.B. eine Vorliebe für Mahlgemeinschaften mit sog. „Zöllnern und Sündern“ hat.
Wie seiner Mutter geht es ihm nicht um Konventionen, nicht um den status quo von Institutionen und religiösen Systemen. Es geht ihm um den Menschen, der keine heile Welt vorspielen kann und muss. Gott kommt in unsere oft so unheile Welt, um darin heilsam erfahrbar zu sein mit seinem bedingungslosen „ich liebe dich“!. Das machen sich im Namen Gottes Maria und Elisabeth erfahrbar. Das ist auch der tiefste Sinn von Weihnachten, das nicht gleich heile Welt bedeuten muss. Aber die unkonventionelle Geburt Jesu und später sein oft unkonventionelles Reden und Tun macht doch Manches heiler.
(P. Thomas Röhr OCT)