(Dan 7, 2a.13b-14; Offb 1, 5b‑8; Joh 18, 33b-37)
Liebe Schwestern und Brüder,
auch, wenn der Evangelist Johannes Jesus vor Pilatus bekennen lässt, dass er ein König sei, so ist es doch eher unwahrscheinlich, dass sich Jesus so bezeichnet hat. Vielmehr wird es wohl das Wort „Menschensohn“, also Bruder der Menschen, gewesen sein.
Wenn man heutzutage sagen will, dass jemand der Chef ist, so benutzt man manchmal auch die englische Bezeichnung „King“. Dieser ist dann der King und manche benehmen sich dann so auch. Leider ist das dann eher im negativen Sinne gemeint.
So mancher, der sich für einen King hält, lässt das dann andere gerne spüren. So eine Art von King war Jesus selbstverständlich niemals. Er hat andere nicht zur Schnecke, sondern tatsächlich zu Königen und Königinnen gemacht, weil er ihnen das Gefühl gab, angesehen und wertgeschätzt zu sein. Insofern kann Jesus, unser Bruder, tatsächlich unser King, unser König, unser Chef sein, weil wir niemals befürchten müssen, dass er uns zur Schnecke macht. Er hat gerade jenen, die oft zur Schnecke gemacht wurden und werden, weil sie in den Augen von selbsternannten Kings nur wertlose „Zöllner und Sünder“ waren und sind, die heilsame und tröstliche Erfahrung geschenkt, dass sie Gottes geliebte Töchter und Söhne sind.
Mögen wir doch täglich aus dieser Würde zu leben versuchen und jedem Menschen eine solche königliche Würde heilsam erfahrbar machen.
Dann ist unter und in uns Christus wirklich unser brüderlicher König geworden. Amen.
(P. Thomas Röhr OCT)