(Teresa s.u.; 1 Joh 4, 11–19; Mt 9, 14–17)
Liebe Schwestern und Brüder,
wir feiern heute also unsere Patronin Teresa von Ávila oder wie sie mit Ordensnamen hieß Teresa von Jesus. „Nomen ist Omen“, sagten die alten Lateiner und meinten damit, dass der Name Programm ist. Das trifft im übrigen auf viele Namen zu, selbst wenn er nur ein Modename ist.
Obwohl Teresa viel unterwegs war, um Klöster zu gründen, fand sie immer noch Zeit, um einige bedeutsame Schriften zu verfassen, einschließlich vieler Briefe. Darin beschreibt sie immer wieder ihre Gottesbeziehung als eine freundschaftliche, die sie vor allem über ihre Jesusbeziehung gefunden hat. Dabei standen nicht die theologischen Titel für Jesus im Vordergrund, sondern der Mensch Jesus.
Wenn ich in der Einführung gesagt habe, das es Teresa um Innerlichkeit ging, also um einen gelebten Glauben, der sich nicht in Äußerlichkeiten verliert, so heißt das nicht, dass dies keine äußerlichen Konsequenzen hätte. Für Teresa selbst hatte ihre Erfahrung äußerst dramatische Konsequenzen, indem sie nämlich ihr altes Kloster bei einer Nacht und Nebel Aktion verließ, um ein neues Kloster zu gründen, das jene Erfahrung zum Ausdruck brachte und schützte, die in ihr brannte.
Man kann eben nicht sagen, dass alles nur innerlich sei und man darum gar nichts äußerlich ändern müsste. Teresa bestätigt, was das Evangelium heute ebenso sagen wollte, wenn es da hieß: „jungen Wein füllt man in neue Schläuche“ (Mt 9,17). Neue Erfahrungen, neue Gedanken, brauchen neue Ausdrucksformen, neue Strukturen, um zur Geltung zu kommen und ganz fruchtbar zu werden. Das gilt letztlich überall im Leben, vor allem natürlich auch im religiösen wie geistlichen.
Wir müssen uns auch bewusst machen, dass nichts nur innerlich bleibt, weil es sich immer zum Ausdruck bringen möchte und muss, im Guten, wie im Schlechten. Alles also, was wir leben, reden, denken und tun, bringt etwas Innerliches zum Ausdruck. Und manchmal passen alte Strukturen, alter geronnener Geist, eben nicht mehr zu jenem Geist, der sich neu zum Ausdruck bringen möchte. Und so muss sich die Teresianische Freundschaft mit Gott und Jesus eben auch neue Formen und Strukturen schaffen, um zum Leuchten gebracht zu werden, heilsam für jene, die das leben möchten, aber auch für jene, die auf der Suche nach heilsamen Gottesbildern sind, die in heilsamen Strukturen und Formen zum Ausdruck kommen müssen. Das hat Theresa gewollt, darum hatte sie neue Klöster und letztlich auch einen neuen Orden gegründet.
Aber sie wusste auch, das Klöster keine Orte religiösen Leistungssports sein sollten, sondern, wie es die frühen Zisterziensermönche für ihre Klöster sahen, sie sollten „Schulen der Liebe“ sein.
Mögen wir alle Schüler und Schülerinnen der Liebe sein, wo immer wir und was immer wir leben. Das wird dann auch Teresa freuen, die wir heute gern als unsere Patronen feiern. Amen.
(P. Thomas Röhr OCT)
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Aus den Schriften der heiligen Teresa von Ávila
Meine Schwestern, denkt im Laufe des Tages immer wieder einmal daran, dass Jesus bei euch ist. Glaubt mir, ohne diesen guten Freund sollten wir nicht durchs Leben gehen.
Wenn ihr euch angewöhnt, daran zu denken, dass er bei euch ist, dann werdet ihr ihn – wie man so sagt – nicht mehr loswerden. Ihr werdet ihn überall bei euch haben!
Ich bitte euch ja gar nicht, dass ihr viele Gebete sprechen, lange meditieren und hochtrabende Betrachtungen über ihn anstellen sollt; ich will nicht mehr von euch, als dass ihr ihn anschaut – wenn auch nur so zwischendurch, falls ihr mehr nicht fertig bringt.
Ach, Jesus, am liebsten ist es dir ja sowieso, dass wir uns mit dir zusammen den Menschen zuwenden, die uns brauchen; das ist der größte Dienst, den man dir erweisen kann. Wer den Nächten nicht liebt, der liebt auch dich nicht wirklich, mein Jesus …
(aus: Weg der Vollkommenheit 42 u. Rufe zu Gott 2,2)
