15. Sonn­tag im Jah­res­kreis (10.07.2022)

Wirk­lich­keit

Ich füh­le mich wie im Mär­chen­land.
Mein Le­ben ist ver­zau­bert,
wenn ich an dich den­ke.
Die Welt leuch­tet
in dem be­son­dern Licht,
das du ver­brei­test.
Bei­na­he se­he ich ei­nen Hei­li­gen­schein
um dich.

Mei­ne Freun­de lä­cheln über mich,
und dann fra­ge ich mich,
was mit mir los ist.

Das bringt mei­ne Wun­der­welt ins Wan­ken,
und al­les rückt wie­der
an sei­nen rich­ti­gen Platz.
So sa­gen mei­ne Freun­de we­nigs­tens
und mei­nen da­mit ih­re Wirk­lich­keit.

Aber ich fra­ge mich wei­ter,
was die Wirk­lich­keit ist.
Men­schen, die auf­ge­ge­ben ha­ben,
die nicht mehr träu­men und hof­fen,
die nicht mehr an dein Pa­ra­dies glau­ben,
die den Zau­ber im Täg­li­chen nicht se­hen,
wis­sen sie, was Wirk­lich­keit ist?

Viel­leicht re­den wir mehr von Wirk­lich­keit,
wenn wir den Mut
und die Sehn­sucht ver­lo­ren ha­ben,
Lie­be, Glau­be und Hoff­nung am Le­ben zu erhalten.

(An­drea Schwarz in: Zum Bei­spiel: du. Ge­be­te für jun­ge Men­schen; Leip­zig, St. Ben­no Ver­lag, 2002.)