18. Sonn­tag im Jah­res­kreis B (04.08.2024)

(Ex 16, 2–4.12–15; Eph 4, 17.20–24; Joh 6, 24–35)

Lie­be Schwes­tern und Brü­der,
si­cher­heits­hal­ber ma­che ich mir schon Ge­dan­ken für die nächs­te Pre­digt am An­fang der Wo­che. Da­bei ma­chen es mir die bi­bli­schen Tex­te nicht im­mer leicht, so auch die heu­ti­gen. Bei al­ler Lie­be zum Jo­han­nes­evan­ge­li­um, aber manch­mal lässt es mich et­was rat­los zu­rück. Es ist doch im­mer wie­der recht müh­sam, in des­sen Ge­dan­ken­welt ein­zu­drin­gen. Aber die­ses Mal hat mir die Deut­sche Bahn ei­nen Tipp ge­ge­ben, die mich und vie­le an­de­re auch doch recht oft rat­los auf Bahn­stei­gen ste­hen lässt.
Am Diens­tag be­kam ich ei­nen News­let­ter der Bahn und wur­de am „Welt­tag der Freund­schaft“ ein­ge­la­den, mal wie­der mit Freun­den zu ver­rei­sen. Es hieß da auch: „man sagt: Freun­de sind die Fa­mi­lie, die man sich aus­sucht. Wir fin­den: das stimmt. Und was gibt’s Schö­ne­res, als zu­sam­men mit der Fa­mi­lie neue Or­te zu er­kun­den? Zum Tag der Freund­schaft am 30.07.2024 ha­ben wir vier tol­le Tipps für Sie da­bei“, so­weit der Text.
Na­tür­lich wuss­te ich nicht, dass es ei­nen „Welt­tag der Freund­schaft“ gibt, der an die Be­deu­tung der Freund­schaft zwi­schen Per­so­nen, Län­dern und Kul­tu­ren er­in­nern soll. An man­chen Ta­gen gibt es ja gleich meh­re­re Welt­ta­ge. Aber bei dem Stich­wort „Freund­schaft“ klin­gel­ten bei mir die kar­me­li­ta­ni­schen Glo­cken, weil Freund­schaft auch ein zen­tra­les Wort bei Te­re­sa von Àvila war und ist, aber auch bei vie­len an­de­ren Got­tes­freun­den und Gott­su­chern.
Den ers­ten Tipp im Zu­sam­men­hang mit der 1.Lesung und dem Evan­ge­li­um könn­te man so for­mu­lie­ren: le­be mit Gott nicht ei­ne Geschäfts‑, son­dern ei­ne Freund­schafts­be­zie­hung. Su­che ihn nicht nur, wenn du was brauchst, son­dern hal­te fest am Brot der Freund­schaft mit Gott, auch wenn du ge­ra­de nicht an himm­li­schen Or­ten des All­tags und Le­bens bist.
Der zwei­te Tipp könn­te lau­ten: lass‘ dich auf Neu­es ein, auch wenn der Weg da­hin müh­sam und die Ver­su­chung zur Ver­klä­rung der Ver­gan­gen­heit groß sind.
Drit­ter Tipp: wenn Je­sus im Evan­ge­li­um sagt: ich bin das Brot des Le­bens, dann wer­den wir zwar trotz­dem im­mer wie­der nach Lie­be, An­er­ken­nung und Wert­schät­zung hun­gern und dürs­ten. Wenn es uns aber ge­schenkt ist, dass wir dem Lie­bes- und Freund­schafts­an­ge­bot Got­tes zu glau­ben ver­su­chen, dann ist das wirk­lich ein Brot des Le­bens, das uns auf un­se­ren Le­bens­we­gen stär­ken und auf­rich­ten kann.
Der vier­te Tipp schließ­lich könn­te wie folgt lau­ten: die­ses Be­mü­hen muss ehr­lich und rea­lis­tisch blei­ben, weil wir im­mer, auch im Be­mü­hen, Glau­ben zu le­ben, ver­letz­li­che und be­grenz­te Men­schen blei­ben. Das weiß Gott sel­ber auch. Das Jo­han­nes­evan­ge­li­um tut manch­mal so, als wä­re dem nicht so. Aber nicht um­sonst schärft der Éphe­ser­brief gläu­bi­gen Men­schen ein, sich an die Freund­schaft Je­su zu er­in­nern, dar­aus zu le­ben und sich durch sie im­mer wie­der ver­wan­deln zu las­sen. Dar­um ist ja die Mit­te der Eu­cha­ris­tie nicht nur die Wand­lung von Brot und Wein, son­dern un­ser al­ler Wand­lung.
Ich ha­be gro­ßes Ver­ständ­nis für die Not der „gan­zen Ge­mein­de der Is­rae­li­ten“ und ih­rem Mur­ren in der Wüs­te ge­gen Mo­se und Aa­ron. Denn lei­der sind uns die Angst und das Miss­trau­en ge­ra­de auch in wüs­ti­gen Zei­ten viel nä­her als das Ver­trau­en und das Fest­hal­ten an der ewi­gen Freund­schaft Got­tes.
Ich wün­sche uns, dass wir trotz und in al­lem an der Freund­schaft Got­tes zu uns fest­hal­ten und dass wir uns durch die­se Freund­schaft mit­rei­ßen las­sen an „Or­te“, an de­nen Men­schen Freund­schaft pfle­gen zwi­schen Per­so­nen, Län­dern und Kul­tu­ren. Dar­an mit­zu­wir­ken, ist al­le­mal bes­ser, als nur zu mur­ren und Freund­schafts­or­te zu zer­stö­ren, statt sie mit auf­zu­bau­en. Das Mit­wir­ken aber ist dann wirk­lich ein Zei­chen da­für, dass das Brot des Le­bens sei­ne Wir­kung ent­fal­tet. Amen.

(P. Tho­mas Röhr OCT)