(Jes 49, 8–11.13–16; 1 Joh 2, 1–5a; Lk 24, 35–48)
Liebe Schwestern und Brüder,
auch heute haben wir wieder gehört, dass es der Ostergaube gar nicht so leicht hat, in den Herzen der Menschen anzukommen. Ich persönlich finde das allerdings gar nicht schlimm, weil es die Osterberichte glaubwürdiger macht. Letztlich wird doch dadurch auch erzählt, wie mühsam der Osterglaube auch unsere Herzen erreicht. Denn es wäre nicht gut, sich gleichsam wie im Kino zurückzulehnen und so zu tun, als schaue man nur zurück, was da mal vor 2000 Jahren geschehen ist. Denn, so merkwürdig wie das klingen mag, diese Texte sind für uns geschrieben, egal, in welchem Jahrtausend oder in welcher Galaxie wir gerade leben.
Man mag einwenden, dass denen vor 2000 Jahren ja Jesus höchstpersönlich erschienen ist und sie es leichter hatten zu glauben, als wir. Dann aber würden wir nicht fast jeden Sonntag Ostergeschichten hören, die uns eines anderen belehren.
Wenn wir die Wunder des Lebens vor unserer Nase oft kaum wertschätzen können, würde uns auch der erscheinenden Jesus eher wie ein Geist vorkommen. Ich weiß nicht, ob wir so viel besser wären als die Jünger damals. Und eigentlich kann es ja nicht anders sein. Denn schließlich heißt „glauben“ ein Wagnis des Vertrauens und nicht das sichere Wissen, das uns von der Mühsal des Glaubens entbindet.
Warum lassen wir also auch in unseren Herzen solche Zweifel aufkommen? Weil wir Menschen sind und nur menschlich glauben können. Und weil letztlich auch der Osterglaube ein Geschenk ist, das uns Jesus, wie allen Jüngerinnen und Jüngern, selbst ins Herz legen muss. Insofern ist das Glauben dürfen keine Leistung und wir sollten in aller Demut zu glauben versuchen und schon gar nicht über jene die Nase rümpfen, denen das Glauben schwer fällt oder gar unmöglich scheint.
Es ist schon faszinierend, wie sehr der Evangelist Lukas heute darum bemüht ist, die verklärte Körperlichkeit des Auferstandenen hervorzuheben. Auch das entzieht sich ja völlig unserer Vorstellung und ist schlicht nicht vorstellbar.
Als Thomas mag ich natürlich diese Vorstellung, weil sie die wesenhafte Körperlichkeit des Menschen ernst nimmt und Gott sie heiligt in der Menschwerdung Jesu und seiner leibhaftigen Auferstehung. Es dürfte klar sein, dass es hier nicht um die irdische, sondern verklärte Leiblichkeit geht, von der auch der heilige Paulus spricht.
Ja, ein verwesender Körper ist sehr irritierend für diese Gedanken. Da kommt unserer begrenzten Vorstellung eine unsterbliche Seele ganz recht. Aber ist das die einzige Wahrheit, nur, weil sie vorstellbar ist? Und wird sie vor allem Gott selber in seinem Mysterium gerecht?
Auch, wenn es uns mit der betonten Leiblichkeit des Auferstandenen irritiert: Gott ist unsere Leiblichkeit kostbar und heilig, auch über den Tod hinaus.
Möge sie uns doch vor dem Tod schon ein wenig kostbarer und heiliger sein, als es oft der Fall ist. Amen.
(P. Thomas Röhr OCT)