4. Ad­vents­sonn­tag B (24.12.2023)

(Lk 1, 26–38)

Lie­be Schwes­tern und Brü­der,
ein biss­chen sind wir heu­ti­gen Men­schen schon „ge­schä­digt“, wenn wir nur glau­ben und für wahr hal­ten wol­len, was z.B. his­to­risch ist. Dann kön­nen wir das Lek­tio­nar gleich zu­klap­pen, denn die sog. „Ver­kün­di­gung des Herrn“ ist frei­lich kein his­to­ri­scher Be­richt. Der Evan­ge­list Lu­kas ver­packt in die­se Ge­schich­te wun­der­schö­ne Theo­lo­gie und Glau­bens­über­zeu­gung, die ganz und gar auch ih­re Wur­zeln im 1. Tes­ta­ment hat.
Schon der Na­me des En­gels „Ga­bri­el“ ist Pro­gramm. Denn man könn­te ihn mit „Kraft Got­tes“ über­set­zen. Oh­ne die­se Kraft Got­tes ge­schieht gar nix, mit ihr al­ler­dings „ist nichts un­mög­lich“, wie wir in Vers 37 ge­hört ha­ben.
Man­che Neu­an­fän­ge kön­nen Angst ma­chen, viel Kraft kos­ten oder gar un­mög­lich er­schei­nen. Das kann schon sehr de­mo­ti­vie­rend sein. Aber un­ser Glau­be ist fast nichts, wenn wir nicht an die Wun­der der Kraft Got­tes glau­ben. Und es ist doch schön zu wis­sen, mit die­ser Kraft rech­nen zu dür­fen, ge­ra­de wo wir mit un­se­rem La­tein am En­de sind.
Es soll­te klar sein, dass sich Gott mit­nich­ten in die Ge­fäng­nis­se theo­lo­gi­scher, mo­ra­li­scher oder re­li­giö­ser Vor­ur­tei­le ein­sper­ren lässt. Er ist kein Gott der Kon­ven­tio­nen, die al­lein uns in un­ge­wis­sen Zei­ten be­ru­hi­gen sol­len. Nein, er ist ein un­kon­ven­tio­nel­ler Gott, der ei­ne Jung­frau vor der Ehe schwan­ger wer­den lässt und in ei­ner al­ten, zu­dem noch un­frucht­ba­ren, Frau neu­es Le­ben wach­sen lässt. Auch hier gilt nicht die Fra­ge, wie ei­ne Jung­frau oder jun­ge Frau oh­ne Zu­tun ei­nes Man­nes schwan­ger wer­den kann?! Bei Gott näm­lich dür­fen sich Frau­en auch oh­ne Be­zug zu ei­nem Mann als Frau füh­len, de­fi­nie­ren und ganz sein. Frei­lich ist da­zu kei­ne bio­lo­gi­sche Schwan­ger­schaft von­nö­ten. Aber wer mit Gott „schwan­ger“ geht, trägt gött­li­ches Le­ben und himm­li­sche Lie­be in sich. Vie­le Mys­ti­ker ha­ben nicht um­sonst be­haup­tet, dass in Ma­ria et­was über den Men­schen ans sich aus­ge­sagt ist, ob als Frau, Mann, Kind oder wie auch im­mer man sich selbst ver­steht und de­fi­nie­ren möch­te.
An Ma­ria se­hen wir auch, dass der Glau­be nicht frag­los da­her­kommt, dass Zwei­fel er­laubt sind und uns Gott ger­ne über­ra­schen kann.
Al­les, was heu­te al­so im Evan­ge­li­um zu Ma­ria ge­sagt ist, ist ei­nem je­den von uns ge­sagt. „Fürch­te dich nicht“, Du, in Got­tes Au­gen hast Du nicht nur Gna­de ge­fun­den, son­dern bist Du et­was ab­so­lut Kost­ba­res. Ja, das fällt Dir manch­mal schwer zu glau­ben. Der En­gel Ga­bri­el wird Dir hel­fen. Aber nicht nur er. Denn der Hei­li­ge Geist sel­ber heißt ja in Vers 35 „Kraft des Höchs­ten“. Mö­gen wir sie im­mer wie­der neu er­fah­ren und mit gött­li­chem Le­ben schwan­ger ge­hen. Amen.

(P. Tho­mas Röhr OCT)