(Jes 61, 1–11; 1 Thess 5, 16–24; Joh 1, 6–8.19–28)
Liebe Schwestern und Brüder,
wir haben gehört, dass Johannes von Gott gesandt war. Jeder von uns ist von Gott gesandt, um in seinem Geist zu handeln. In welcher Weise Gott jemanden auch sendet, niemals darf er vergessen, dass er nur Zeuge, dass er ein Gesandter ist. In Gottes Geist soll er handeln, und zwar so, wie es Jesaja beschreibt. Jesus selbst hat diesen Geist auf sich bezogen und diesen Geist Gottes verkündet und erfahrbar gemacht. Mit diesem Geist Gottes ist Machtmissbrauch nicht möglich. Er taugt auch nicht zu Erziehungsmethoden, wo man im Namen Gottes Angst macht oder moralische Standards begründet und einschärft. Er ist Balsam für jene, die sich nach frohen Botschaften sehnen, deren Herzen zerbrochen sind, weil vielleicht zu viele Gewissheiten in ihrem Leben zerbrochen sind. Er ist Hoffnung, nein, er ist Ansage von Befreiung aus allem, was das Leben, was Hoffnung und Zuversicht einsperrt. Wie sehr brauchen wir gerade heute solche Frauen und Männer, Kinder und Jugendliche, die Geistträger dieses Gottes sind! Manchmal sind sie zunächst jene, die uns deutlich machen müssen, wie sehr wir, angeblich Freiheitsverliebte, Gefangene viel zu enger Denk- und zerstörerischer Lebensweisen sind. Das tut weh, ist ernüchternd und verletzt unser selbstgebautes Bild von uns und unserer Welt. Doch von Gott her gesehen nimmt sich niemand die Befreiung, sondern muss sie sich schenken lassen. Sie ist wie ein kaum noch erhofftes und ersehntes Wunder neu geschenkter Freiheit und von Heil für Seele und Leib, das uns geradezu sanft über die Seele streichelt. Da bricht dann eine Freude auf, die tiefe Wurzeln hat, da jubelt die Seele über einen Gott, der heilsam, zart und liebevoll nahe sein will. Möge uns dieser Geist zur Erfahrung und nie ausgelöscht werden. Möge uns darum eine göttlich gewirkte Freude geschenkt sein, die auch den Nöten des alltäglichen Lebens standhält. Wie hieß es am Ende der zweiten Lesung? „Gott, der euch beruft, ist treu; er wird es tun.“ (1 Thess 5,24) Das wünsche ich uns für heute und die kommende Zeit. Amen
(P. Thomas Röhr OCT)