(Joel 2, 12–18; 2 Kor 5, 20–6,2; Mt 6, 1–6.16–18)
Irgendwie habe ich Mühe, mit dem Aschermittwoch die Fastenzeit zu beginnen. Denn schließlich legt uns das Leben in Form von Corona schon ein ganzes Jahr lang Fastenzeit und Verzicht auf. Da brauche ich eigentlich nicht noch mehr. Ob ich es will oder nicht: trotzdem beginnt mit dem Aschermittwoch auch die diesjährige Fastenzeit. Wie soll ich also damit umgehen?
Die Texte legen uns nahe, uns nicht noch weitere Äußerlichkeiten aufzuerlegen, sondern uns auf einen anderen Geist einzustimmen, der einen Wandel des Herzens und des Geistes zum Ausdruck bringt.
„Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider, und kehrt um zum Herrn, eurem Gott!“, so heißt es schon bei Joel. Gott will doch nicht „dies und das“ von uns, nicht etwas, was letztlich den lebendigen Gott von uns fernhält. Nichts anderes sagt Jesus im Evangelium. Wenn du deine (religiöse) Überzeugung nicht auch im Verborgenen lebst, also da, wo keiner zuschaut und klatscht, dann taugt sie nichts oder nur, um dein Selbst zum Nachteil anderer aufzublasen.
Möge doch auch die schon allzu lange währende Fastenzeit uns dazu verhelfen, einfach ehrlicher und authentischer zu leben und vor allem auf die Größe des Herzens zu achten und nicht auf das, was in den Augen „der Leute“ groß erscheinen soll oder mag.
Wie schreibt der heilige Paulus an die Korinther? „Jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade; jetzt ist er da, der Tag der Rettung.“ (2 Kor 6,2)
Die Betonung liegt auf „Jetzt“. Jetzt ist die Chance, Leben zu wagen, zu ändern. „Jetzt“ ist immer, „Jetzt“ ist die Zeit, darauf zu vertrauen, dass Gott uns in seiner Liebe helfen wird, Wege des Lebens, der Liebe und der Menschlichkeit zu gehen, ob mit oder ohne Fastenzeit, ob mit oder ohne Pandemie.
Als Zeichen dafür bekreuzigen Sie sich oder am besten einander, wo es geht, und sagen Sie sich im Namen Gottes Gutes und Ermutigung zu, z.B.: „Im Namen Gottes sei gesegnet, damit Du aus der Liebe lebst!“
(P. Thomas Röhr OCT)