Ge­dan­ken zum Ern­te­dank­sonn­tag 2023

(Röm 8, 19–26; Mt 5, 3–12)

Lie­be Schwes­tern und Brü­der,
an die­sem Sonn­tag fei­ern wir Ern­te­dank. Na­tür­lich be­deu­tet das in der Stadt et­was an­de­res, als im länd­li­chen Be­reich, wo es Gär­ten und Fel­der gibt. Das Wich­tigs­te an die­sem Sonn­tag ist wohl das „Dan­ke sa­gen“ für all‘ das, was uns zum Le­ben ge­schenkt ist. Si­cher, wir ern­ten das, wo auch Men­schen Kraft, Zeit und Geld in­ves­tiert ha­ben. Aber am En­de sind wir nicht die „Le­ben­ma­cher“.
Wer Ern­te­dank mit ehr­li­chem Her­zen fei­ert, muss auch ein Lieb­ha­ber der Schöp­fung sein, die es um ih­rer selbst wil­len zu schüt­zen, zu ach­ten und zu be­wah­ren gilt. Das sol­len wir nicht nur aus Angst vor der Zu­kunft tun, son­dern aus ei­ner Hal­tung her­aus, die nicht nur auf Ge­winn­ma­xi­mie­rung aus ist, nicht nur ein­sei­tig über Nütz­lich­kei­ten nach­denkt und die Ge­schöp­fe zu Nutz­ge­schöp­fen de­gra­diert.
Was wir brau­chen, sind Men­schen, die sich ei­nem oft lie­belo­sen Zeit­geist wi­der­set­zen und wie­der mehr Herz, Mensch­lich­keit und Ver­letz­lich­keit wa­gen. Dann wird es auch der Schöp­fung und der Er­de bes­ser ge­hen, mit der wir zu­tiefst ver­bun­den sind.
Dies soll noch in ei­nem schö­nen Text zum Aus­druck kom­men, den ich bei der Ka­tho­li­schen Land­ju­gend im Bis­tum Müns­ter ge­fun­den ha­be.


„Wir brau­chen Men­schen, die jun­ges Grün sä­en, die al­te Haut strei­cheln, die hei­ße Trä­nen trock­nen und ih­re Träu­me hü­ten.

Wir brau­chen Men­schen, die sich dem Him­mel hin­hal­ten, die sich dem Wind über­las­sen, die sich der Er­de an­ver­trau­en und mit zärt­li­chen Fin­gern das Gras käm­men.

Wir brau­chen Men­schen, die den Zorn spü­ren, die Trau­er tra­gen, den Trost flüs­tern und die Welt wär­men.

Wir brau­chen Men­schen, die ih­re Häu­ser öff­nen, die ih­re Ti­sche tei­len, die ih­re Oh­ren lei­hen und sich in den Schlaf be­ten.

Wir brau­chen Men­schen, die das Le­ben be­glei­ten, wenn die Ge­brech­lich­keit des Le­bens auf­scheint, die das Le­ben aus­hal­ten und die aus ei­ner un­sicht­ba­ren Quel­le le­ben.

Wir brau­chen Men­schen, die der Hoff­nung ein Ge­sicht ge­ben, die für die Viel­falt ein­ste­hen und sich be­schen­ken las­sen kön­nen von der Kraft und Hoff­nung anderer.“

(P. Tho­mas Röhr OCT)