(Ex 3, 1–15; 1 Joh 4, 7–13.16b; Joh 14, 8–12)
Liebe Schwestern und Brüder,
wenn ein Mensch gestorben ist, dann kann man von seinen Lebensdaten berichten und doch nichts von ihm sagen. Oft ist das, was wir vom Innersten eines Menschen wissen, so gut wie nichts. Ja, eigentlich müssten wir sogar sagen, dass wir uns selbst ein großes Geheimnis sind. Und wenn wir in unsere Welt, in unser Universum schauen, dann stehen wir oft sprachlos vor einem unendlichen Mysterium. Darum ist es heute sinnlos, den Versuch zu unternehmen, das größte Geheimnis überhaupt plausibel machen zu wollen.
Das erste, was wir also von Gott sagen müssen, ist, dass er ein Mysterium ist.
Die Schriften der Bibel bezeugen, dass sich dieses Mysterium kundgetan, aber nicht erklärt hat.
Mose erfährt am brennenden Dornbusch, dass Gott als befreiender Gott nahe sein will. Sein Name ist: ich bin da! Oder: ich bin, der ich bin. Egal wie, entscheidend ist seine befreiende Nähe.
Wenn der 1. Johannesbrief sagt, dass Gott Liebe ist, dann ist Gott Beziehung, dann ist die Grundwirklichkeit eine Beziehungswirklichkeit, eine Liebeswirklichkeit, die alles in Liebe miteinander verbindet.
Das alles hat Jesus mit seinem Leben und Handeln bestätigt. In ihm hat das Mysterium sozusagen ein liebevolles Gesicht bekommen.
Wer also das Mysterium „Gott“ erahnen und berühren möchte, erahnt und berührt es vor allem in gelebter Liebe. Geben auch wir mit Gottes Hilfe der Liebe und dem Mysterium ein Gesicht, als Mann, als Frau, als Vater, Mutter und Tochter, als Kind, als Bruder, als Schwester, als Freund oder Freundin. Amen.
(P. Thomas Röhr OCT)