17. Sonn­tag im Jah­res­kreis B (28.07.2024)

(2 Kön 4, 42–44; Eph 4, 1–6; Joh 6, 1–15)

Lie­be Schwes­tern und Brü­der,
ob die Brot­ver­meh­rung in der 1. Le­sung mit dem Got­tes­mann Eli­scha oder die aus dem Evan­ge­li­um mit Je­sus: ei­nes kön­nen wir für bei­de in je­dem Fall fest­hal­ten: selbst, wenn nur We­ni­ges ge­teilt wird, es reicht für mehr Men­schen, als ge­dacht. Na­tür­lich wird auch an Gott er­in­nert, der im Über­maß schenkt und wo am En­de gar mehr üb­rig bleibt, als ein­ge­setzt war. Das soll uns nicht ver­wun­dern und schon gar nicht ab­leh­nend ma­chen, nein, es soll uns ver­trau­en las­sen, dass Gott uns Le­ben im Über­maß gönnt und nicht knaus­rig im Ge­ben ist. Und von mir aus mö­gen die fünf Gers­ten­bro­te und zwei Fi­sche des klei­nen Jun­gen im Evan­ge­li­um auch auf das Ge­setz und die Pro­phe­ten ver­wei­sen. Den­noch dür­fen wir glau­ben und ha­ben es auch schon er­fah­ren, dass Ge­teil­tes Wun­der wir­ken kann.
Wir ha­ben ja in der Ein­füh­rung zu die­sem Got­tes­dienst schon ge­hört, dass wir heu­te den 4. Welt­tag der Groß­el­tern und Se­nio­ren be­ge­hen, den Papst Fran­zis­kus ein­ge­führt hat. Und das fin­de ich rich­tig gut. Denn wie oft fra­gen sich Se­nio­ren, was ihr Le­ben noch für ei­nen Sinn hat, da sie ja nichts mehr leis­ten kön­nen. Und wie schlimm ist es, wenn man mit Se­nio­ren nur noch ei­ne Kos­ten­fra­ge ver­bin­det, so als hät­ten Se­nio­ren nicht auch ein frü­he­res Le­ben als Nicht­se­nio­ren ge­habt, in dem sie viel für das Ge­mein­we­sen ge­tan und auch ein­ge­zahlt ha­ben.
Auch oh­ne ei­nen sol­chen Welt­tag ist es al­so wich­tig, den Groß­el­tern und Se­nio­ren zu sa­gen und er­fahr­bar zu ma­chen, wie wich­tig ihr Da­sein im­mer noch ist, un­ab­hän­gig von Leis­tung und Geld. Ich weiß, dass es gar nicht so leicht ist, wirk­lich dar­an zu glau­ben, zu­mal man ja nie­man­dem zur Last fal­len will. Aber al­le El­tern mit Kin­dern, die Groß­el­tern in der Nä­he ha­ben, wer­den wis­sen, wie wich­tig das Brot ih­rer Zeit und ih­res Da­seins ist, nicht nur für die El­tern selbst, son­dern auch für ih­re Kin­der. Ih­re Lie­be und ihr Ver­trau­en sind auch für die Groß­el­tern wie Brot, für die sie aus tiefs­tem Her­zen dank­bar sind und die man­che Groß­her­zig­keit her­vor­bringt, über die El­tern­kin­der manch­mal nur stau­nen kön­nen.
Aber selbst, wer kei­ne En­kel hat, lebt ja nicht be­zie­hungs­los und kann Brot ge­teil­ter Zeit und Auf­merk­sam­keit ver­schen­ken. Im­mer wie­der er­staun­lich ist es doch, wie sehr Men­schen am En­de in der Not ein­an­der bei­ste­hen, wo vie­le ei­ne Ge­sell­schaft be­kla­gen, in der je­der nur noch an sich sel­ber zu den­ken scheint.
Ma­chen wir doch un­se­ren Groß­el­tern und Se­nio­ren nicht nur wort­reich, son­dern auch struk­tu­rell und ganz prak­tisch er­fahr­bar, welch‘ ein Schatz sie für uns sind und bis zum letz­ten Atem­zug lie­bens­wert und lie­bens­wür­dig blei­ben. Viel­leicht ver­bit­tern man­che Se­nio­ren auch, weil ih­nen nie­mand mehr sagt und er­fahr­bar macht, wie schön es ist, dass es sie noch gibt.
In der 2. Le­sung aus dem Éphe­ser­brief hieß es: „er­tragt ein­an­der in Lie­be“ (Eph 4, 2). Ja, manch­mal mag es auch ein „er­tra­gen“ sein. Aber lasst uns ein­an­der „tra­gen“, in Freud, wie im Leid, und so Brot für­ein­an­der sein. Amen.

(P. Tho­mas Röhr OCT)