Os­tern 2025 (20.04.)

(Ez 37, 1–14; LK 24, 1–12)

Lie­be Schwes­tern und Brü­der,
im­mer wie­der bin ich fas­zi­niert über das, was uns Wis­sen­schaft­ler über das Le­ben sa­gen. Schier un­vor­stell­bar ist das, was uns As­tro­no­men über das Uni­ver­sum sa­gen. Ei­gent­lich müss­ten man ja gar von Mul­ti­ver­sen spre­chen, so ver­mu­ten es die As­tro­no­men. Wir re­den z.B. von Mil­lio­nen Licht­jah­ren und tun so, als wä­re das ei­ne be­greif­ba­re Grö­ße. Wir wis­sen nicht, ob es in un­se­rer Milch­stra­ße, zu der un­ser Son­nen­sys­tem ge­hört, noch so et­was wie un­se­re Er­de gibt. Man ver­mu­tet aber, dass es in je­dem Fall mög­lich ist. Trotz­dem ist un­se­re be­leb­te Er­de kos­misch ge­se­hen weit und breit ein­ma­lig und ein Wun­der.
Ir­gend­wie ver­ste­he ich uns Men­schen nicht, dass wir die­ses schö­ne und doch so zer­brech­li­che Wun­der schein­bar nicht ge­nug wert­schät­zen. Ich ver­ste­he auch nicht, wie es uns kaum noch wun­dert und be­rührt, dass es so tol­les Le­ben auf die­ser Er­de gibt. Im üb­ri­gen ist für mich al­les Le­ben auf die­ser Er­de „Kro­ne der Schöp­fung“ und ra­di­kal mit­ein­an­der ver­bun­den.
Wie aber wol­len wir über Os­tern stau­nen, wenn wir das Stau­nen und die Wert­schät­zung über das ir­di­sche Le­ben schein­bar so oft ver­lo­ren ha­ben? Es geht auch nicht dar­um, Os­tern heu­te plau­si­bel zu er­klä­ren, als ob das gin­ge!, wo wir ja kaum die ir­di­schen Wirk­lich­kei­ten er­klä­ren kön­nen.
Auf je­dem Fall sagt uns Os­tern heu­te, dass das Le­ben ein gott­ge­schenk­tes Wun­der ist, an das zu glau­ben uns of­fen­sicht­lich im­mer wie­der schwer fällt.
Es ist selbst­ver­ständ­lich tröst­lich zu er­fah­ren, dass kei­ner der Jün­ge­rin­nen und Jün­ger an ein Os­ter­wun­der ge­glaubt ha­ben. Wie müh­sam es der Os­ter­glau­be hat­te, ha­ben wir ja heu­te im Os­ter­e­van­ge­li­um ge­hört. Auch un­ser Os­ter­glau­be fällt nicht ein­fach vom Him­mel und wir soll­ten nicht zu früh „Hal­le­lu­ja“ sin­gen, oh­ne uns klar zu ma­chen, dass er für je­den von uns ein gött­li­ches Ge­schenk und Wun­der ist. Aber wie schon ge­sagt, die Wun­der fan­gen schon frü­her an und das Os­ter­le­ben durch­zieht schon al­les ir­di­sche Le­ben. Da schon soll­te wir Os­tern fei­ern und wert­schät­zen, in­dem wir mit dem ir­di­schen Le­ben acht­sa­mer und wert­schät­zen­der um­ge­hen, als wir es ge­wöhn­lich tun. Das war ja auch ein An­lie­gen Je­su, das hat er ge­lebt und mit Got­tes lie­be­vol­ler Ge­gen­wart ver­bun­den und „Reich Got­tes“ ge­nannt.
Ei­ne Ebe­ne vol­ler Ge­bei­ne, wie in der Le­sung aus dem Buch Eze­chi­el be­rich­tet, klingt nicht ge­ra­de hoff­nungs­voll. Aber Eze­chi­el, nicht Gott, darf über die Ge­bei­ne Got­tes Hoff­nungs­wor­te spre­chen. Gott ist es, der Ur­grund al­len Le­bens ist, vor und nach dem Tod. Er ist es, der Geist und Le­ben schenkt und si­cher auch den Os­ter­glau­ben. Oh­ne Got­tes le­ben­spen­den­de Wor­te wä­ren wir al­le ver­lo­ren.
Was im­mer auch mit uns, un­se­rer Welt und den Mul­ti­ver­sen ge­schieht: Gott schenkt das Le­ben vor und nach dem Tod. Das kann uns ru­hig et­was mit Pe­trus ver­wun­dert sein las­sen. Aber nicht um­sonst steckt da schon das Wort „Wun­der“ drin. Das ist Os­tern, das ist al­les Le­ben, al­les Sein.
Ma­ria Mag­da­le­na und die an­de­ren Frau­en sind nicht nur „Apos­to­lin­nen der Apos­tel“, sie sind Apos­to­lin­nen des Le­bens und ei­nes Got­tes, des­sen ers­te und letz­te Wor­te Le­ben und Lie­be sind. Und das soll­te uns jetzt mit gro­ßer Freu­de, Dank­bar­keit und Stau­nen er­fül­len. Amen.

(P. Tho­mas Röhr OCT)