(Jes 9, 1–6; 1 Joh 2, 7–11; Lk 2, 22–40)
Liebe Schwestern und Brüder,
in der Kurzfassung des Evangeliums zum heutigen Fest wird die Prophetin Hanna einfach weggelassen. Darum sollte es heute keine! Kurzfassung geben. Denn ohne Zweifel gehören Simeon und Hanna nicht nur heute zusammen, sondern als Mann und Frau zu jeder Zeit. Stehen sie doch exemplarisch für alle Frauen und Männer, für die nur gemeinsam Christus zum Licht werden kann. Beide legen auf ihre Weise Zeugnis ab für jenes Licht, das sie in diesem Kind erkennen. Vielleicht braucht man ja ein gewisses Alter, um trotz abnehmender Sehkraft besser mit den Augen des Herzens sehen zu können. Das garantiert freilich nicht das Älterwerden, wie wir alle aus Erfahrung wissen, aber die sog. „Altersweisheit“ ist schon recht verbreitet.
Diese beiden Senioren, Hanna und Simeon, sind freilich heute nicht die Hauptpersonen des Festes, genauso wenig wie Maria, sondern eben das Jesuskind. Darum ist ja aus „Maria Lichtmess“ ein Herrenfest geworden, wenn auch mit einem merkwürdigen Namen. Simeon und Hanna sind deswegen aber nicht nur Statisten oder bloße Komparsen. Schließlich wird von beiden gesagt und angenommen, dass sie Geistvertraute sind und darum gelernt haben, das Große im Kleinen zu sehen, das unfassbare Mysterium im banalen Alltag des Lebens.
Es heißt, dass „Vater und Mutter Jesu über die Worte staunten“, die über Jesus gesagt wurden. Denn mit den geisterfüllten Herzensaugen sahen Hanna und Simeon in diesem Kind halt mehr, als es eben äußerlich den Anschein hatte. Aber letztlich ist jedes neue Leben ein Hoffnungsschimmer des Göttlichen und Himmlischen mitten in den Bedrängnissen des irdischen Daseins. Jeder also, der bereit ist, in einem Kind das Göttliche zu sehen, ist selber erfüllt vom Heiligen Geist und vor Missbrauch geschützt.
Erfüllung ihrer Träume und tiefsten Sehnsüchte fanden Hanna und Simeon nach langen, sicher auch schmerzlichen, Zeiten des Wartens. Sie sind sozusagen ein Vorbild adventlich gebliebener Menschen, die nicht schnell ihr leeres Herz mit leeren Dingen zu füllen versuchten.
Oft ist es doch so, dass nicht wir es sind, die das Glückslicht finden. Es findet uns, selbst da noch, wo wir kaum an die demütige Größe der beiden Senioren Hanna und Simeon heranreichen.
Dass uns also immer wieder ein Licht des Lebens geschenkt sein möge, wünsche ich uns im Blick auf Hanna und Simeon. Darum haben wir die Kerzen gesegnet und ihnen eine Deutung gegeben. Möge doch jenes Licht in unser Leben leuchten, das wir gerade am meisten brauchen. Amen.
(P. Thomas Röhr OCT)
Lichtritus am Fest der Darstellung des Herrn (02.02.)
Liebe Schwestern und Brüder,
der siebenarmige Leuchter ist von alters her ein jüdisches Symbol für die Vollendung, für die Fülle des Lebens mit und bei Gott.
Wir wollen nun die einzelnen Kerzen entzünden und ihnen eine Deutung geben. Anschließend ziehe ich mit dem Leuchter und den brennenden Kerzen durch die Kirche und hoffe, dass uns genau jenes Licht ins Herz geschenkt wird, das wir gerade am meisten brauchen.
® Licht von der Osterkerze
Die 1. Kerze entzünden wir mit der Bitte um ein Licht der Gottesnähe in unserem Leben.
Die 2. Kerze entzünden wir mit der Bitte um ein Licht des Glaubens, das mitten in der Nacht des Zweifels und bohrender Fragen weiterleuchtet.
Die 3. Kerze entzünden wir mit der Bitte um ein Licht der Hoffnung, das unsere Hoffnungen nicht untergehen lässt.
Die 4. Kerze entzünden wir mit der Bitte um ein Licht der Liebe, das uns trägt und in aller Lieblosigkeit dennoch an den Gott der Liebe glauben lässt.
Die 5. Kerze entzünden wir mit der Bitte um ein Licht der Barmherzigkeit, das uns heilt und alle Herzlosigkeit verbrennt.
Die 6. Kerze entzünden wir mit der Bitte um ein Licht der Gerechtigkeit, das allen ein Recht auf Leben und Liebe schenken möge.
Die 7. Kerze entzünden wir für das Licht des Friedens mit Gott, mit uns selbst, miteinander, mit der Schöpfung und dem ganzen Universum.
(P. Thomas Röhr OCD, Birkenwerder, den 05.02.2011 / Febr. 2013/2019)