(1 Kön 19, 3–8; 1 Kor 11, 23–26; Lk 9, 11b-17)
Liebe Schwestern und Brüder,
ich bin mir nicht sicher, ob dieses Fest in seinen üblichen Formen und Begründungen noch zeitgemäß ist. Ich bin mir auch nicht sicher, ob man Brot und Wein aus dem Gesamtzusammenhang der eucharistischen Feier herauslösen darf, um daraus ein eigenes Fest zu machen. Zu sehr konzentriert sich dadurch der Blick auf Brot und Wein und auf die Wandlung, die nur durch einen Priester vollzogen werden darf. Dieses Fest hat darum, auch wenn man es nicht will oder zugeben mag, einen Hauch von Klerikalismus und einem Eucharistieverständnis, bei dem die sog. „Laien“ doch irgendwie nur Zuschauer und sicher auch dankbare Empfänger sein können. Aber wird das dem, was Jesus bezweckt hat, eigentlich gerecht? Mal abgesehen davon, dass gemeinsames Essen und Trinken miteinander verbindet und sich bei uns heute im anschließenden Gemeindefest Eucharistie ausweitet, so wollte doch Jesus, wenn ich es recht verstehe, sich, seine Lebenshaltung und auch unser menschliches Dasein in diesem Ritual ausdrücken und deuten. Verinnerlichen, im wahrsten Sinne des Wortes, sollte sich, dass nicht nur Jesus, sondern der Mensch zu einer „Brotexistenz“ berufen ist, also zu jemandem, bei dem man Nahrung für Leib und Seele finden kann. Statt leerer Gesten und Worte sollten wir uns selbst und nicht nur etwas von uns schenken.
Statt Blut sollte Wein fließen, damit Freude in den Herzen sei, die Menschen aufleben lässt, die so oft erdrückt werden von schweren, alltäglichen Lasten und von einem Gottesbild, das uns eher das Fürchten, statt das Vertrauen und Lieben lehrt. Das sollten seine Jüngerinnen und Jünger nicht nur mit dem Kopf, nicht nur mit dem Herzen, begreifen, sondern sie sollten sich ganz ergreifen und verwandeln lassen zu Menschentöchtern und ‑söhnen, die sich am Menschsein und der Menschlichkeit Jesu orientieren und sich von seinem Geiste anstecken und verwandeln lassen.
Jesus starb nicht für unsere Sünden, er hat sich auch nicht für irgendetwas oder ‑jemanden geopfert. Er starb, weil er sich weigerte, den Neuen Bund unbedingter und absichtsloser Liebe aufzugeben. Wenn überhaupt, dann „opferte“ er sich, damit das Opfern, auch von Menschen und Geschöpfen, ein Ende habe, weil es schlicht nicht gottgemäß ist. Diese Haltung Jesu und Gottes wollen wir heute erinnern. Sie möge nicht nur Brot und Wein, sondern uns alle hineinverwandeln in jenen Strom der Liebe, der unaufhörlich von Gott ausgeht. Amen.
(P. Thomas Röhr OCT)