(Röm 8, 19–26; Mt 5, 3–12)
Liebe Schwestern und Brüder,
an diesem Sonntag feiern wir Erntedank. Natürlich bedeutet das in der Stadt etwas anderes, als im ländlichen Bereich, wo es Gärten und Felder gibt. Das Wichtigste an diesem Sonntag ist wohl das „Danke sagen“ für all‘ das, was uns zum Leben geschenkt ist. Sicher, wir ernten das, wo auch Menschen Kraft, Zeit und Geld investiert haben. Aber am Ende sind wir nicht die „Lebenmacher“.
Wer Erntedank mit ehrlichem Herzen feiert, muss auch ein Liebhaber der Schöpfung sein, die es um ihrer selbst willen zu schützen, zu achten und zu bewahren gilt. Das sollen wir nicht nur aus Angst vor der Zukunft tun, sondern aus einer Haltung heraus, die nicht nur auf Gewinnmaximierung aus ist, nicht nur einseitig über Nützlichkeiten nachdenkt und die Geschöpfe zu Nutzgeschöpfen degradiert.
Was wir brauchen, sind Menschen, die sich einem oft liebelosen Zeitgeist widersetzen und wieder mehr Herz, Menschlichkeit und Verletzlichkeit wagen. Dann wird es auch der Schöpfung und der Erde besser gehen, mit der wir zutiefst verbunden sind.
Dies soll noch in einem schönen Text zum Ausdruck kommen, den ich bei der Katholischen Landjugend im Bistum Münster gefunden habe.
„Wir brauchen Menschen, die junges Grün säen, die alte Haut streicheln, die heiße Tränen trocknen und ihre Träume hüten.
Wir brauchen Menschen, die sich dem Himmel hinhalten, die sich dem Wind überlassen, die sich der Erde anvertrauen und mit zärtlichen Fingern das Gras kämmen.
Wir brauchen Menschen, die den Zorn spüren, die Trauer tragen, den Trost flüstern und die Welt wärmen.
Wir brauchen Menschen, die ihre Häuser öffnen, die ihre Tische teilen, die ihre Ohren leihen und sich in den Schlaf beten.
Wir brauchen Menschen, die das Leben begleiten, wenn die Gebrechlichkeit des Lebens aufscheint, die das Leben aushalten und die aus einer unsichtbaren Quelle leben.
Wir brauchen Menschen, die der Hoffnung ein Gesicht geben, die für die Vielfalt einstehen und sich beschenken lassen können von der Kraft und Hoffnung anderer.“
(P. Thomas Röhr OCT)