Ge­dan­ken zum Hoch­fest Al­ler­hei­li­gen und zum Evan­ge­li­um vom 31. Sonn­tag im Jahreskreis

(1 Joh 3, 1–3; Mt 5, 1–12a; Lk 19, 1–10)

Got­tes­Sicht 

Kaum je­mand von uns kä­me auf die Idee, sich für hei­lig zu hal­ten. Mal ab­ge­se­hen von den Hei­li­gen­bio­gra­phien oder ‑le­gen­den, hiel­ten sich vie­le Hei­li­ge sel­ber auch nicht für hei­lig, so je­den­falls kann man es oft in den Schrif­ten der hl. Te­re­sa von Àvila nach­le­sen. Of­fi­zi­ell kann man nur hei­lig wer­den, wenn es ein be­glau­big­tes Wun­der gibt oder ein he­roi­scher Tu­gend­grad vor­liegt. Im­mer­hin ha­ben das bis 2004 laut dem Mar­ty­ro­lo­gi­um Ro­ma­n­um 6650 Frau­en und Män­ner ge­schafft, wo­bei der An­teil der Frau­en bei et­wa 30 Pro­zent liegt. Ich bin mir al­ler­dings nicht si­cher, ob die Blick­rich­tung stimmt. Denn die­se er­scheint mir doch recht ir­disch. Oh­ne die Leis­tun­gen der Hei­li­gen schmä­lern zu wol­len, müs­sen wir uns doch fra­gen, ob Gott! das al­les auch so sieht. Wenn Je­sus wirk­lich ganz und in be­son­de­rer Wei­se vom Geis­te Got­tes er­füllt war, dann über­rascht schon sein be­vor­zug­ter Um­gang mit sog. “Zöll­nern und Sün­dern”. Ih­nen ver­mit­tel­te er die be­glü­cken­de Er­fah­rung, dass sie vor al­ler he­roi­schen Tu­gend in den Au­gen Got­tes hei­lig sind und blei­ben. Al­le sind sei­ne Töch­ter und Söh­ne, sei­ne ge­lieb­ten Kin­der, de­nen er je­dem Ein­zel­nen in’s Stamm­buch des Her­zens schreibt: “Du bist mir hei­lig!” Das kann wahr­lich Wun­der be­wir­ken und Le­bens­ver­än­de­run­gen her­bei­füh­ren, die zwar nicht un­be­dingt gleich aus Men­schen En­gel ma­chen, aber auf je­den Fall Dank­ba­re­re, Lie­be­vol­le­re und Lie­bens­wür­di­ge­re. Ich hof­fe, dass wir den Mut auf­brin­gen, die­se Bot­schaft Got­tes in un­se­ren Her­zen zu hö­ren, an­zu­neh­men und wei­ter­zu­sa­gen: “Du bist mir heilig!”

(P. Tho­mas Röhr OCT)