(1 Kön 19,9ab.11b-13a; Röm 9,1–5; Mt 14,22–33)
Liebe Schwestern und Brüder,
die beiden Personen Elija und Petrus sind nicht nur wichtige Gestalten unseres Glaubens, Elija und Petrus sind wir auch selber. Sie offenbaren unsere Grenzen und Ängste, aber auch unsere Hoffnungen und Sehnsüchte. Vor allem aber wollen sie uns erzählen, wie sie Gott erfahren haben. Das ist oft die wichtigste Botschaft, die transportiert werden soll, und nicht, was wir machen sollen. Auch sollten wir uns hüten, hinter jeder Krise gleich den Untergang des christlichen Abendlandes sehen zu wollen oder persönliche Niederlagen. Es kann nämlich durchaus sein, dass uns das Geheimnis Gottes gerade in dieser Weise berühren möchte, nicht nur, aber oft. Warum? Weil wir dann leerer sind von eigenen Vorstellungen und Erwartungen, wie Gott gegenwärtig sein muss, weil wir dann aufgebrochen und befreit werden aus den Bunkern unserer Festlegungen und unseres gemütlichen, inneren Eingerichtetseins. Weil dann dogmatische Fundamente anfangen zu bröckeln, damit wir uns neu im Vertrauen wagen und uns neu oder wieder in Gottes Weite und Offenheit tragen lassen.
Gott hat nichts zu tun mit aller Art von religiöser Gewalt und dem Missbrauch Gottes, um den „falschen“ Religionen klar zu machen, wer nun den stärkeren Gott hat, wie bei Elija am Berg Karmel. Als die Gewalt auf ihn selbst zurückfällt, ist er schwach, ängstlich und vollkommen deprimiert. Seine Gewalt taugte nichts und war letztlich Gotteslästerung. Er lernte in seiner Depression, dass Gott sanft und zärtlich daherkommt, für ihn selber, aber auch für alle anderen. Denn das Kreuz wird später endgültig klar machen, dass Gewalt in religiösen Dingen nie im Namen Gottes, sondern immer im Namen von Menschen geschieht, und sei sie noch so herrlich religiös begründet.
Und was lehrt uns Petrus? Vor allem, dass unser Glaube in den Stürmen des Lebens baden geht, dass von ihm wenig übrig bleibt, wenn uns das Wasser bis zum Hals steht. Aber noch mehr lehrt uns Petrus, dass wir gehalten sein werden, wenn wir scheinbar allen Halt verloren haben. Auch hier ist Gotteserfahrung im Mittelpunkt, nämlich die, dass uns Vertrauen gegen alle Angst geschenkt wird, wenn wir es nicht mehr als eigene Leistung verstehen können. So sagen Elija und Petrus uns heute, dass sich Gott uns gerade da als zärtlich und tragend erfahren lässt, wo wir es am wenigsten erwarten würden. Diese Erfahrung, die verwandelt, wünsche ich uns allen. Amen.
P. Thomas Röhr OCT