17. Sonn­tag im Jah­res­kreis (25.07.2021) — Welt­tag der Se­nio­ren und Großeltern

(2 Kön 4, 42–44; Eph 4, 1–6; Joh 6, 1–15)

Lie­be Schwes­tern und Brü­der,
ge­wöhn­lich be­zie­he ich mich bei den Pre­dig­ten im­mer auf die bi­bli­schen Tex­te des Ta­ges. Heu­te ist uns auf­ge­tra­gen, be­son­ders Se­nio­ren und Groß­el­tern ein­zu­be­zie­hen, weil Papst Fran­zis­kus den letz­ten Sonn­tag im Mo­nat Ju­li zum „Welt­tag der Se­nio­ren und Groß­el­tern“ er­klärt hat, was ich sehr schön fin­de. Denn Se­nio­ren und Groß­el­tern ha­ben das wirk­lich ver­dient. Oh­ne Se­nio­ren und Groß­el­tern gä­be es auch uns nicht. Ih­nen ver­dan­ken wir Vie­les, was un­ser Le­ben aus­macht. Sie ver­die­nen es nicht, dass ih­nen ei­ne fi­nanz­ori­en­tier­te Welt stän­dig vor­rech­net, was sie al­les kos­ten, ha­ben sie sich doch un­se­ren Wohl­stand auch et­was kos­ten las­sen. Oh­ne­hin be­schleicht Se­nio­ren und Groß­el­tern oft das Ge­fühl, zu­neh­mend ei­ne Last zu sein und im­mer mehr Ar­beit zu ma­chen.
Wahr­lich, man kann Lob­lie­der auf das Al­ter sin­gen, wenn man noch reich­lich bei Kräf­ten ist. In Wahr­heit aber for­dert uns das Äl­ter­wer­den im­mens her­aus bei all‘ den Gren­zen, die uns das zu­neh­men­de Al­ter setzt. Sie füh­len sich nicht sel­ten wie Nie­der­la­gen an. Se­nio­ren und Groß­el­tern ver­die­nen von da­her un­se­ren gan­zen Re­spekt, denn es ist noch nicht aus­ge­macht, dass wir als Hel­den äl­ter wer­den. Un­se­re Se­nio­ren und Groß­el­tern er­in­nern uns doch dar­an, dass man das gan­ze Le­ben nicht ein­fach ver­rech­nen kann und sich ei­gent­lich am En­de nur die Lie­be rech­net. Dar­um wer­den sie ja von En­keln und Ur­en­keln so ge­liebt, und sie soll­ten das, so oft, wie mög­lich, ih­ren Opas und Omas sa­gen und zei­gen. Kin­der al­ler­dings wer­den im­mer wie­der er­staunt sein, was En­kel und Ur­en­kel so dür­fen, von dem Kin­der in ei­ge­nen Kin­der­zei­ten nur träu­men durf­ten. Da wir al­le be­grenz­te und fehl­ba­re Men­schen sind, die auch in jün­ge­ren Jah­ren Gren­zen ha­ben, wenn auch an­de­re, müs­sen wir uns tat­säch­lich im­mer wie­der auch in Lie­be er­tra­gen, wie es heu­te im Ephe­ser­brief hieß (Eph 4, 2). Noch bes­ser aber wä­re es, wenn wir ein­an­der in Lie­be tra­gen, egal in wel­chem Le­bens­ab­schnitt wir uns ge­ra­de be­fin­den. Ge­dankt sei in die­sem Zu­sam­men­hang al­len, die ih­re al­ten El­tern pfle­gen und um­sor­gen und da­mit manch­mal bis an ih­re Gren­zen ge­hen. Lie­be kann auch sehr schwer sein. Von au­ßen soll­ten sich da­her al­le hü­ten, leicht­fer­ti­ge Ur­tei­le zu fäl­len und Rat­schlä­ge zu er­tei­len, wo ei­nem gänz­lich die Er­fah­rung fehlt.
So, ha­be ich nun über­haupt kei­nen Be­zug zu den bi­bli­schen Tex­ten her­ge­stellt? Ei­nen Be­zug hat­ten wir schon im Ephe­ser­brief. Wenn wir die Brot­wun­der­ge­schich­ten aus der 1. Le­sung und dem Evan­ge­li­um nicht nur als himm­li­sche Mi­ra­kel deu­ten oder als Hin­wei­se auf die Eu­cha­ris­tie oder die Hei­li­ge Schrift, dann ha­ben wir schon auch vom Brot der Lie­be ge­spro­chen, vom Brot der Wert­schät­zung, vom Brot der Dank­bar­keit. Das brau­chen En­kel, Ur­en­kel und Kin­der auch zu Co­ro­na­zei­ten. Das war den meis­ten am En­de doch wich­ti­ger, als Par­ty ma­chen, so schön und wich­tig dies für jün­ge­re Leu­te auch im­mer ist.
Aber auch un­se­re Se­nio­ren und Groß­el­tern brau­chen die­ses Brot und wir soll­ten ih­nen lie­ber, bei al­len Mü­hen und Sor­gen, ein­mal zu viel als zu we­nig sa­gen, dass wir sie lieb­ha­ben. Aber das gilt na­tür­lich für al­le Men­schen und Al­ters­grup­pen.
Mag es auch sein, dass wir mei­nen, nicht viel zu ha­ben, so lasst es uns trotz­dem tei­len. Auch ei­ne Ge­mein­de rech­net sich nicht erst mit der Viel­zahl von Ak­tio­nen und haupt­amt­li­chen bzw. eh­ren­amt­li­chen Mit­ar­bei­tern, son­dern ob so vie­le, wie mög­lich, ver­su­chen, oh­ne viel Auf­he­bens das Ge­heim­nis der Zu­wen­dung zu le­ben. Dann sind wir ein­an­der Sa­kra­men­te der Lie­be Got­tes: die Se­nio­ren und Groß­el­tern den Kin­dern, En­keln und Ur­en­keln, wie auch um­ge­dreht. Mö­ge Got­tes Geist uns ge­schenkt sein, dass wir nie auf­hö­ren, an sol­chen Brot­wun­dern mit­zu­wir­ken. Amen.

(P. Tho­mas Röhr OCT)