(Jes 11, 1–10; Röm 15, 4–9; Mt 3, 1–12)
Liebe Schwestern und Brüder,
„kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe!“ Haargenau mit denselben Worten des Johannes wird auch Jesus seine Verkündigung beginnen (Mt 4,17). Dieser Ruf des Johannes steht also am Beginn der Adventszeit, und das zurecht. Denn gerade den haben wir so nötig. Warum? Weil wir in einer dunklen Zeit schlechter und oft angstmachender Nachrichten leben. Manchmal scheint es sogar unmöglich, Falsches und Gelogenes von Wahrem zu unterscheiden.
Viele Menschen sind in sog. „sozialen Medien“ charakter- und lieblosen Menschen ausgeliefert, die Gewalt, Hass, Hetze und Verleumdung feige hinter anonymen Masken verbreiten können. Mehr denn je brauchen wir frohe, ehrlich gemeinte, Botschaften, vor allem unsere Seelen, die unter der Last negativer Botschaften krank zu werden drohen.
Eine Umkehr kann darin bestehen, sich von manchen Medien schlicht zu verabschieden.
Umkehr heißt doch: hab den Mut, die Reißleine zu ziehen, bremse ab, bevor du gegen die Wand fährst, verlasse all‘ die Gedanken-gänge, die nur eine Sackgasse sind und immer schmaler werden, so schmal, bist du vollkommen festgefahren bist.
„Das Himmelreich ist nahe“, heißt doch, dass der liebevolle Gott nahe ist. Ich muss Ihn nicht herbeimeditieren oder ‑beten, er kommt, er ist da. „Bereitet den Weg des Herrn, hieß es, und nicht, bereitet dem Herrn den Weg. Letzterer Satz ist unsere moralische Leistung. Der andere ist eine frohe Botschaft, weil wir aufgefordert werden zu schaun, welches eben Gottes Wege zu uns sind!
Diese zeigt gerade auch Jesaja heute in der 1. Lesung. Gott lässt Neues aus dem Baumstumpf verkorkster und gescheiterter Träume entstehen. Er sieht mich als Mensch ohne Vorurteile, mit all‘ meinen Verletzungen, Sehnsüchten und Hoffnungen. Er befreit mich auch von all‘ jenen gewalttätigen Frevlern, die nur zerstören und kaputt machen wollen.
Er stellt mich mitten in meine Mitgeschöpfe, die wie wir alle Sehnsucht nach Heil, Gerechtigkeit und Frieden haben. Es gibt keine Zukunft, auch keine ewige, ohne unsere Mitgeschöpfe. Darum gehören eigentlich schon in der Adventszeit „Ochs und Esel“ mitten in den Adventskranz.
Umkehr heißt also auch, meine Mitgeschöpfe und die Mutter Erde mit dem Licht meiner Liebe zu beschenken.
Klar liest Johannes im Evangelium der religiösen Elite die Leviten mit wenig schmeichelhaften Worten. Es reicht eben nicht, nur schicke, geistliche Gewänder zu tragen, sich wichtig zu machen und nur Forderungen an andere zu stellen. „Bringt Frucht hervor, die eure Umkehr zeigt“ (V8) gilt für alle Zeiten und alle Gläubige. Johannes und jeder, der sich religiös nennt, muss auf Jesus verweisen. Die bloße Wassertaufe nützt dabei nix. Jesus will uns mit Heiligem Geist und Feuer taufen (V11). Wo Heiliger Geist Raum gewinnt und das Feuer der Liebe brennt, da ist das Himmelreich nahe, auch ohne, dass man es ausdrücklich verkündet, da ist Licht in aller Dunkelheit.
Das wünsche ich uns heute mit Blick auf die zweite Kerze. Amen.
(P. Thomas Röhr OCT)