2. Ad­vents­sonn­tag A 2022 (04.12.)

(Jes 11, 1–10; Röm 15, 4–9; Mt 3, 1–12)

Lie­be Schwes­tern und Brü­der,
„kehrt um! Denn das Him­mel­reich ist na­he!“ Haar­ge­nau mit den­sel­ben Wor­ten des Jo­han­nes wird auch Je­sus sei­ne Ver­kün­di­gung be­gin­nen (Mt 4,17). Die­ser Ruf des Jo­han­nes steht al­so am Be­ginn der Ad­vents­zeit, und das zu­recht. Denn ge­ra­de den ha­ben wir so nö­tig. War­um? Weil wir in ei­ner dunk­len Zeit schlech­ter und oft angst­ma­chen­der Nach­rich­ten le­ben. Manch­mal scheint es so­gar un­mög­lich, Fal­sches und Ge­lo­ge­nes von Wah­rem zu un­ter­schei­den.
Vie­le Men­schen sind in sog. „so­zia­len Me­di­en“ cha­rak­ter- und lieb­lo­sen Men­schen aus­ge­lie­fert, die Ge­walt, Hass, Het­ze und Ver­leum­dung fei­ge hin­ter an­ony­men Mas­ken ver­brei­ten kön­nen. Mehr denn je brau­chen wir fro­he, ehr­lich ge­mein­te, Bot­schaf­ten, vor al­lem un­se­re See­len, die un­ter der Last ne­ga­ti­ver Bot­schaf­ten krank zu wer­den dro­hen.
Ei­ne Um­kehr kann dar­in be­stehen, sich von man­chen Me­di­en schlicht zu ver­ab­schie­den.
Um­kehr heißt doch: hab den Mut, die Reiß­lei­ne zu zie­hen, brem­se ab, be­vor du ge­gen die Wand fährst, ver­las­se all‘ die Ge­dan­ken-gän­ge, die nur ei­ne Sack­gas­se sind und im­mer schma­ler wer­den, so schmal, bist du voll­kom­men fest­ge­fah­ren bist.
„Das Him­mel­reich ist na­he“, heißt doch, dass der lie­be­vol­le Gott na­he ist. Ich muss Ihn nicht her­bei­me­di­tie­ren oder ‑be­ten, er kommt, er ist da. „Be­rei­tet den Weg des Herrn, hieß es, und nicht, be­rei­tet dem Herrn den Weg. Letz­te­rer Satz ist un­se­re mo­ra­li­sche Leis­tung. Der an­de­re ist ei­ne fro­he Bot­schaft, weil wir auf­ge­for­dert wer­den zu schaun, wel­ches eben Got­tes We­ge zu uns sind!
Die­se zeigt ge­ra­de auch Je­sa­ja heu­te in der 1. Le­sung. Gott lässt Neu­es aus dem Baum­stumpf ver­korks­ter und ge­schei­ter­ter Träu­me ent­ste­hen. Er sieht mich als Mensch oh­ne Vor­ur­tei­le, mit all‘ mei­nen Ver­let­zun­gen, Sehn­süch­ten und Hoff­nun­gen. Er be­freit mich auch von all‘ je­nen ge­walt­tä­ti­gen Frev­lern, die nur zer­stö­ren und ka­putt ma­chen wol­len.
Er stellt mich mit­ten in mei­ne Mit­ge­schöp­fe, die wie wir al­le Sehn­sucht nach Heil, Ge­rech­tig­keit und Frie­den ha­ben. Es gibt kei­ne Zu­kunft, auch kei­ne ewi­ge, oh­ne un­se­re Mit­ge­schöp­fe. Dar­um ge­hö­ren ei­gent­lich schon in der Ad­vents­zeit „Ochs und Esel“ mit­ten in den Ad­vents­kranz.
Um­kehr heißt al­so auch, mei­ne Mit­ge­schöp­fe und die Mut­ter Er­de mit dem Licht mei­ner Lie­be zu be­schen­ken.
Klar liest Jo­han­nes im Evan­ge­li­um der re­li­giö­sen Eli­te die Le­vi­ten mit we­nig schmei­chel­haf­ten Wor­ten. Es reicht eben nicht, nur schi­cke, geist­li­che Ge­wän­der zu tra­gen, sich wich­tig zu ma­chen und nur For­de­run­gen an an­de­re zu stel­len. „Bringt Frucht her­vor, die eu­re Um­kehr zeigt“ (V8) gilt für al­le Zei­ten und al­le Gläu­bi­ge. Jo­han­nes und je­der, der sich re­li­gi­ös nennt, muss auf Je­sus ver­wei­sen. Die blo­ße Was­ser­tau­fe nützt da­bei nix. Je­sus will uns mit Hei­li­gem Geist und Feu­er tau­fen (V11). Wo Hei­li­ger Geist Raum ge­winnt und das Feu­er der Lie­be brennt, da ist das Him­mel­reich na­he, auch oh­ne, dass man es aus­drück­lich ver­kün­det, da ist Licht in al­ler Dun­kel­heit.
Das wün­sche ich uns heu­te mit Blick auf die zwei­te Ker­ze. Amen.

(P. Tho­mas Röhr OCT)