2. Fas­ten­sonn­tag B (25.02.2024)

( 1 Kön 19, 8b-13; Röm 8, 31b-34; Mk 9, 2–10)

Lie­be Schwes­tern und Brü­der,
manch­mal ist es so, dass die Be­deut­sam­keit von Men­schen erst nach ih­rem Tod er­kannt wird. Das ging ver­mut­lich Je­sus nicht an­ders. Erst nach sei­ner Auf­er­ste­hung wur­de end­gül­tig klar, wie sehr er so­zu­sa­gen ei­ne Iko­ne, ein Bild Got­tes war. Ei­gent­lich ver­dient je­der Mensch, je­des Ge­schöpf, schon vor sei­nem Tod wie ein Wun­der des Le­bens wahr­ge­nom­men und be­han­delt zu wer­den. Es könn­te durch­aus ein sinn­vol­ler Fas­ten­vor­satz sein, sich dar­um zu be­mü­hen, ein­an­der mit mehr Wert­schät­zung und Lie­be zu be­geg­nen, sei es ei­nem Kind, ei­nem al­ten Men­schen oder wem auch im­mer ge­gen­über. Das könn­te vor al­lem für je­ne ein Fas­ten­vor­satz sein, die in Ver­ant­wor­tung für an­de­re Men­schen ste­hen. Und das sind wir ei­gent­lich ir­gend­wie al­le. Denn wir al­le le­ben in Be­zie­hun­gen, die im­mer wert­schät­zen­der Auf­merk­sam­keit be­dür­fen.
Ge­ra­de dar­in möch­te sich das Ge­heim­nis Got­tes als na­he er­wei­sen, wie es ja Mo­se beim bren­nen­den Dorn­busch in der Wüs­te er­fah­ren hat. Der „Ich bin da“ soll nicht nur ei­ne zu glau­ben­de Be­haup­tung sein, son­dern ei­ne be­frei­en­de und tröst­li­che Er­fah­rung. Da­für steht ne­ben Eli­ja Mo­se, die bei­de bei der Ver­klä­rung Je­su ei­ne deu­ten­de Rol­le spie­len.
So wie Mo­se im Na­men Got­tes zum Be­frei­er aus Un­ter­drü­ckung und un­mensch­li­chen Ver­hält­nis­sen wur­de, so war es bei Je­sus und so soll es bei je­dem von uns sein. Wir Men­schen von heu­te sind ja auch oft Ge­fan­ge­ne von Um­stän­den, die nicht ge­ra­de ge­sund sind. Hin­zu kom­men Fes­seln von Angst, Un­si­cher­hei­ten, ver­ba­len und tat­säch­li­chen Ab­wer­tun­gen, sind wir ein­ge­sperrt in Vor­ur­tei­len, Ta­bus und dem, was man von uns stän­dig er­war­tet. Auch in der Fas­ten­zeit kann es vor al­lem um mehr Frei­heit, in­ne­re zu­mal, und le­bens­wer­te­res Le­ben ge­hen.

Und Eli­ja? Er war am Berg Kar­mel nicht zim­per­lich und ließ im Na­men Got­tes 450 Baal­spries­ter hin­rich­ten. Das riecht heu­te nach in­to­le­ran­tem Fa­na­tis­mus, der auch nicht ge­ra­de für ei­ne fried­li­che­re Welt und ein wert­schät­zen­des Mit­ein­an­der steht.
Eli­ja muss­te ler­nen, dass dies nicht die Me­tho­den Got­tes sind und dass Gott sich nie zur Recht­fer­ti­gung von Ge­walt in sei­nem Na­men miss­brau­chen lässt. Am En­de er­fährt Eli­ja am Got­tes­berg Horeb, dass Gott im lei­sen, sanf­ten Säu­seln ist, al­so in ei­ner Zärt­lich­keit, mit der Gott Men­schen angst- und ge­walt­frei be­rüh­ren und an­rüh­ren möch­te.
Dar­um re­den Mo­se und Eli­ja mit Je­sus als Ge­schwis­ter Je­su im Geist. Die­se Geis­tes­hal­tung lässt sich nicht in Hüt­ten und Got­tes­häu­sern ein­sper­ren und be­sit­zen, sie will ge­lebt wer­den. Wenn wir Vor­bil­der da­für su­chen, dann ver­weist die gött­li­che Stim­me aus der Wol­ke zu­recht auf Je­sus. Wer auf des­sen Geist hört und ihn in den Nie­de­run­gen des All­tags zu le­ben ver­sucht, der ist für Gott ge­lieb­ter Sohn, ge­lieb­te Toch­ter.
Schau­en wir al­so nicht zu­erst auf die rech­te Leh­re, nicht auf die rich­ti­ge Re­li­gi­on, son­dern auf Je­sus, der uns mehr Frei­heit und Zärt­lich­keit im Glau­ben, Hof­fen und Lie­ben schen­ken möch­te. Amen.

(P. Tho­mas Röhr OCT)