2. Sonn­tag der Os­ter­zeit (11.04.2021)

(Apg 4, 32–35; 1 Joh 5, 1–6; Joh 20, 19–31)

Lie­be Schwes­tern und Brü­der,
nun, es muss jetzt nie­mand Angst ha­ben, dass ich auf­for­de­re, wie in der Apos­tel­ge­schich­te, dass „al­le, die Grund­stü­cke oder Häu­ser be­sit­zen, die­se zu ver­kau­fen“ (Apg 4, 34). Und wenn, dann müss­te das Klos­ter na­tür­lich mit gu­tem Bei­spiel vor­an­ge­hen. Man muss schon sa­gen, dass die Apos­tel­ge­schich­te ein doch recht idea­li­sier­tes Bild von „Ge­mein­de“ zeich­net, wie es Ge­mein­de wohl nicht ge­ge­ben hat. Da­von le­gen ja die Brie­fe des Apos­tels Pau­lus ein be­red­tes Zeug­nis ab. Aber war­um schreibt dann die Apos­tel­ge­schich­te so? Ich den­ke, dass sie in poin­tier­ter Wei­se deut­lich ma­chen möch­te, wie sehr der Glau­be, auch und ge­ra­de der Os­ter­glau­be, ganz prak­tisch, all­täg­li­che Kon­se­quen­zen ha­ben muss, und nicht auf blo­ße Be­kennt­nis­se und re­li­giö­se Übun­gen re­du­ziert wer­den darf. Das Chris­ten­tum hat nicht zu­erst mit ei­ner neu­en Leh­re, son­dern mit ei­nem neu­en Mit­ein­an­der be­ein­druckt, das sich aus der Ver­kün­di­gung und Pra­xis Je­su er­gab. Denn wenn wir ei­nen ge­mein­sa­men Va­ter im Him­mel ha­ben, der uns in acht­sa­mer Lie­be ver­bin­den will, dann sind wir eben al­le Ge­schwis­ter, un­ab­hän­gig da­von, was je­mand für Diens­te oder Äm­ter über­nom­men hat. Dann sind auch Diens­te und Äm­ter kein „Ei­gen­tum“, schon gar nicht ei­ne Aus­zeich­nung, die die Amts­trä­ger von an­de­ren her­aus­he­ben oder gar über sie hier­ar­chisch stel­len woll­te. Sie soll­ten vor al­lem da­für Sor­gen tra­gen, dass das Mit­ein­an­der von Ver­ant­wor­tung und Sor­ge für­ein­an­der ge­prägt sei, wo­bei das vor al­lem auch für ihr ei­ge­nes Ver­hal­ten galt und gilt.
„Ein Herz und ei­ne See­le“ (V32) zu sein, be­deu­tet nicht, dass al­les und je­der gleich­ge­schal­tet wird. Es be­deu­tet, ge­mein­sam in der Lie­be Got­tes und Je­su ver­an­kert zu sein und von da­her je neu Ge­mein­schaft zu stif­ten, zu för­dern und zu stüt­zen. Letzt­lich ist es der Ver­such, den Geist von Grün­don­ners­tag in den All­tag zu in­te­grie­ren und Os­tern eben nicht nur als Hoff­nung auf das ewi­ge Le­ben zu re­du­zie­ren, son­dern vor al­lem als Be­stä­ti­gung der Le­bens­pra­xis Je­su zu deu­ten.
Je­sus war wie Gott ein Ge­mein­schafts­stif­ter, der die Mau­ern von Ab­gren­zung, Aus­gren­zung und neu­ro­ti­scher Ich­ver­krüm­mung ein­riss, zu­guns­ten ge­mein­sa­mer Got­tes­kind­schaft, (die sich nicht auf Re­li­giö­se be­schränkt!), die die glei­che Wür­de al­ler be­grün­de­te und ei­nem barm­her­zi­gen und lie­be­vol­le­ren Um­gang im Na­men Got­tes mit­ein­an­der ein­for­der­te.
Dar­an er­in­nern auch die Wun­den Je­su, die Tho­mas be­rüh­ren soll­te. Denn die­se Wun­den ver­wei­sen auf das Wun­der ei­ner wun­der­vol­len Lie­be, die nicht tot­zu­krie­gen war und bis über den Tod hin­aus in Got­tes un­be­greif­li­che Ewig­keit hin­ein­leuch­tet. Amen.

(P. Tho­mas Röhr OCT)