2. Sonn­tag der Weih­nachts­zeit (02.01.2022) – Afrikatag

(Sir 24, 1–2.8–12; Eph 1, 3–6.15–18; Joh 1, 1–18)

Lie­be Schwes­tern und Brü­der,
kann sein, dass man­che von Ih­nen bei den ers­ten Wor­ten des Evan­ge­li­ums gleich ab­ge­schal­tet ha­ben. Sie sind zwar schö­ne und ho­he Theo­lo­gie, aber zu abs­trakt, zu we­nig weih­nacht­lich und fern un­se­rer Denk­wei­sen von heu­te. In der Tat ste­cken in die­sem Text tie­fe Wahr­hei­ten und Ein­sich­ten. Ver­mut­lich muss man sie im­mer wie­der me­di­tie­ren, um Nut­zen dar­aus zu zie­hen. Viel­leicht war es ja auch so ge­dacht. Aber viel Zeit zum Me­di­tie­ren bleibt halt im All­tag nicht. Und abends fal­len ei­nem oft dann vor Mü­dig­keit die Au­gen zu. Ich bin über­zeugt da­von, dass der Mensch­ge­wor­de­ne viel Ver­ständ­nis da­für hat. Ich bin aber auch über­zeugt da­von, dass je­der Mensch Mi­nu­ten der Ein­kehr braucht, um sich ein­zu­sam­meln und sich selbst nicht zu ver­lie­ren. Viel­leicht ist das ja die Weis­heit, die von Gott her in un­se­ren Her­zen und in un­se­rem Le­ben Wur­zeln schla­gen soll. Aber leicht ha­ben es wohl die Weis­heit und Gott sel­ber nicht, im Le­ben der Men­schen Wur­zeln zu schla­gen, zu­min­dest legt dies das Jo­han­nes­evan­ge­li­um na­he. Da heißt es dann…“die Fins­ter­nis hat das Licht nicht erkannt“,…“die Welt er­kann­te ihn nicht“, …die Sei­nen nah­men ihn nicht auf“. Letz­te­res ist auch der Kir­che von heu­te ge­sagt, da­mit sie sich nicht der sog. „Welt“ nur über­heb­lich, hoch­nä­sig und mo­ra­li­sie­rend ge­gen­über­stellt. Al­le! Men­schen sind Got­tes Kin­der und wer­den dies nicht et­wa erst durch die Tau­fe. „Aus Gott ge­bo­ren“ ist, wer ihn auf­nimmt, in­dem er dem Geist der Lie­be im­mer wie­der neu Raum gibt. „Kind Got­tes“ zu wer­den, ist wirk­lich ei­ne Macht. Denn es be­deu­tet, frei zu wer­den und frei zu blei­ben und we­ni­ger ma­ni­pu­lier­bar. Es gibt Kraft, sei­ner Be­ru­fung zu fol­gen, sei­nen ei­ge­nen Weg zu ge­hen, auch wenn das ein Bruch mit al­ten We­gen be­deu­ten kann. Da­für ste­hen heu­te am Afri­ka­tag drei Pio­nie­rin­nen aus Gha­na, dem Kon­go und Ni­ger. Das Wort wur­de in ih­rem Le­ben Fleisch, es be­kam ih­re Hän­de, Fü­ße, ihr Ge­sicht und auch ihr Herz, um Men­schen in ih­rer Not bei­zu­ste­hen und ih­nen ein men­schen­wür­di­ges Da­sein zu er­mög­li­chen. Auch das hat Gott uns Weih­nach­ten vor­ge­macht: er hat uns kei­ne wort­rei­che Theo­lo­gie ein­ge­re­det, son­dern ganz prak­tisch vor­ge­macht, wie man ein­fach Mensch wird, wie man oh­ne viel Auf­he­bens ein­fach da ist und Lie­be ver­schenkt und Lie­be weckt. Weih­nach­ten geht über­all da wei­ter, wo man Mensch­sein teilt, Mensch­sein zu­lässt und er­mög­licht. Da muss man nicht erst noch „Gott“ drü­ber­schrei­ben, weil Gott ein­fach schon drin­steckt, so un­schein­bar und fast über­se­hen wie da­mals in Beth­le­hem. Amen.

(P. Tho­mas Röhr OCT)