2. Sonn­tag im Jah­res­kreis C (16.01.2022)

(Jes 62, 1–5; 1 Kor 12, 4–11; Joh 2, 1–11)

Lie­be Schwes­tern und Brü­der,
es ist auf­fäl­lig, dass in Mär­chen­fil­men und an­de­ren Fil­men die Bö­sen fast im­mer schwarz und dun­kel dar­ge­stellt wer­den. In Je­sus­fil­men ist Je­sus selbst­ver­ständ­lich im­mer in wei­ßem Ge­wand dar­ge­stellt. Es ist ei­ne ur­alte, schon an­ti­ke, Vor­stel­lung, dass Bö­ses mit Dun­kel­heit und Fins­ter­nis in Ver­bin­dung ge­bracht wird. Tat­säch­lich ma­chen ja Bos­heit und Un­ge­rech­tig­keit das Le­ben und auch das Herz fins­ter. Es gibt gar from­me See­len, die uns ein­zu­re­den ver­su­chen, dass Re­li­gi­on schon ein biss­chen weh­tun muss. Kei­ne Ah­nung, wer das in die Welt ge­setzt hat. Aber die heu­ti­gen, bi­bli­schen Tex­te le­gen et­was an­de­res na­he. Ich kann mir auch, ehr­lich ge­sagt, Je­sus und sei­ne Jün­ger bei ei­ner Hoch­zeit kaum trüb­sin­nig und fins­ter drein­bli­ckend vor­stel­len. Es fällt schwer, sich Je­sus froh oder gar la­chend vor­zu­stel­len und nicht, wie üb­lich dar­ge­stellt, tod­ernst. War­um ist das ei­gent­lich so? Kann ir­gend­ei­ner von uns sich vor­stel­len, dass der letz­te Satz aus der 1. Le­sung von Je­sa­ja auch ihm ganz per­sön­lich gilt? „Wie der Bräu­ti­gam sich freut über die Braut, so freut sich dein Gott über dich!“ (Jes 62,5). Da kom­men doch gleich ganz vie­le „Aber“. Statt­des­sen ver­wei­sen wir auf je­ne, die man für hei­lig hält, denn wir sind es si­cher­lich nicht. Dar­um kön­ne sich Gott auch gar nicht so sehr über uns freu­en. Aber ge­nau das tut Gott. Viel­leicht hat er auch Sehn­sucht nach dem Wein un­se­rer Freu­de, un­se­res Ver­trau­ens, un­se­rer Dank­bar­keit?! Je­der wirk­li­che Freund, je­de Mut­ter, je­der Va­ter, je­der Ge­lieb­te freut sich doch, wenn er den trifft, dem sei­ne Freund­schaft und Lie­be gilt. Da denkt man doch nicht gleich an das, was er nicht kann oder falsch ge­macht hat. So aber be­gin­nen wir für ge­wöhn­lich je­de Eu­cha­ris­tie­fei­er, näm­lich mit dem Schuld­be­kennt­nis. Si­cher, es ist schön, dass wir mit al­lem, was un­ser Le­ben aus­macht, auch mit un­se­rer Schuld, zu Gott kom­men dür­fen. Aber wie soll denn Freu­de auf­kom­men, wenn ich mich als ers­tes im­mer schul­dig füh­len muss? Ja, es stimmt, wenn ei­nem ei­ne un­glaub­li­che Lie­be be­geg­net, da geht es uns wie Pe­trus bei sei­ner Be­ru­fung durch Je­sus, als er zu Je­sus sagt: „Herr, geh weg von mir, ich bin ein Sün­der!“ (Lk 5, 8). Je­sus geht dar­auf gar nicht ein, son­dern be­ruft ihn trotz­dem. Was, wenn nicht die­se Freu­de Got­tes über uns, wenn nicht sein Wunsch, uns glück­lich und froh zu se­hen, wie bei der Hoch­zeit zu Ka­na, was, so fra­ge ich, kann uns denn mehr Kraft und Zu­ver­sicht für un­ser Le­ben ge­ben? War­um be­rau­ben wir uns nur so oft die­ser Quel­le der Kraft und Zu­ver­sicht? Wir al­le brau­chen ei­nen neu­en Na­men, den der Mund des Herrn für uns be­stimmt (V2). Näm­lich nicht den Na­men „Sün­der“, son­dern „ich ha­be Ge­fal­len an dir“, du präch­ti­ge Kro­ne, du kö­nig­li­cher Kopf­schmuck. Seh­nen wir uns nicht al­le nach solch ei­ner Wert­schät­zung? Mö­gen wir doch Gott sei­ne Lie­be glau­ben, der uns nicht zu­erst zum Sün­der er­klärt, son­dern zu sei­nen ge­lieb­ten Kin­dern, oh­ne da­bei auf ei­nem oder gar zwei Au­gen blind zu sein. Die­se Lie­be ist ganz. Sie ist heil­sam, weil sie nicht gleich un­ter Druck setzt mit über­höh­ten Er­war­tun­gen und For­de­run­gen. Die­se Lie­be gibt es wirk­lich! Glau­ben wir ihr, dann wird auch in und bei uns „ein hel­les Licht sei­ner Ge­rech­tig­keit“ (V1) her­vor­bre­chen und sein Heil, wie ei­ne bren­nen­de Fa­ckel. Ja, auch wir ha­ben die­sen Wein der Freu­de oft nicht mehr. Aber hö­ren wir auf Ma­ria wie im Evan­ge­li­um, wenn sie sagt: „Was er euch sagt, das tut!“ (Joh 2,5)
Ge­ben wir ihm die lee­ren Krü­ge un­se­rer Sehn­sucht und Hoff­nung, da­mit er sie mit sei­ner Freu­de fül­len kann. Mö­ge er auch un­ser Le­ben zu mehr Freu­de, Ver­trau­en und Dank­bar­keit wan­deln. Amen.

(P. Tho­mas Röhr OCT)