(Dtn 4, 1–2.6–8; Jak 1, 17–18.21b-22.27; Mk 7, 1–8.14–15.21–23)
Liebe Schwestern und Brüder,
dass man sich gerade heutzutage vor dem Essen die Hände wäscht, dürfte selbstverständlich sein. Kultisch und religiös spielen Waschungen im Christentum keine Rolle, wenn man mal von der Taufe absieht und dem Händewaschen (Lavabo) des Priesters vor dem Hochgebet, wobei er betet: „Herr, wasch ab meine Schuld, von meinen Sünden mache mich rein!“ Wenn Gott aber vor allem auf diese Art von Reinheit Wert legen würde, könnte niemand vor Gott rein sein, auch wenn er sich noch so viele Male waschen und zu reinigen versuchen würde. Da passt eher das gemeinsame Gebet vor der Kommunion: „Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach. Aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund!“ So ähnlich sprach der heidnische Hauptmann von Kafarnaum, als er Jesus um die Heilung seines kranken Dieners bat (Lk 7,7). In der Tat, würdig kann sich niemand vor Gott selber machen. Würdig macht uns allein seine bedingungslose Liebe. Das sollten wir nie vergessen. Auch zur Eucharistie kommen wir nicht, weil wir würdig und so gut wären. Nein, wir alle kommen, weil wir wissen und glauben, wie sehr wir von Seiner Liebe und Seinem Erbarmen leben und wie nötig wir immer wieder sein Wort der Liebe haben, damit unsere verletzten und verletzlichen Seelen, wenn schon nicht gleich gesund, doch wenigstens ein Stückchen leichter und heiler werden. Ja, und wie schnell und leicht sind Lippenbekenntnisse, die keinen Kontakt mehr zum Herzen haben!
Wir Christen würden es uns zu leicht machen, wenn wir uns nicht durch das Evangelium angesprochen fühlen würden, nur weil da von “Pharisäern” und “Schriftgelehrten” die Rede ist. Jesus hat recht, manchmal sind die „Überlieferungen der Menschen“, das, was halt immer so war, auch in der Kirche, wichtiger, als Gottes Gebot barmherziger Liebe. Genau das fordert ja der Jakobusbrief heute auch in unmissverständlicher Weise: „Werdet aber Täter des Wortes und nicht nur Hörer, sonst betrügt ihr euch selbst!“ (Jak 1,22) Ja, er geht sogar so weit, dass ein makelloser und reiner Gottesdienst die Sorge um Waisen und Witwen ist, mehr als ein tolles Pontifikalamt in einer Kathedrale. Aber auch daraus soll keine Leistung gemacht werden und ein Vorzeigechristentum, das sich wieder besser als andere fühlen dürfte. Nein, auch hier gilt, was der Jakobusbrief ganz am Anfang sagte: „Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab“ (Jak 1,1).
Wirklich, uns allen bleibt bei allem ehrlichen Bemühen nur das, was Eucharistie auf Deutsch bedeutet: „Dankbarkeit“. Es ist wirklich würdig und recht, dass dieser Gottesdienst so heißt. Amen.
(P. Thomas Röhr OCT)