22. Sonn­tag im Jah­res­kreis (29.08.2021)

(Dtn 4, 1–2.6–8; Jak 1, 17–18.21b-22.27; Mk 7, 1–8.14–15.21–23)

Lie­be Schwes­tern und Brü­der,
dass man sich ge­ra­de heut­zu­ta­ge vor dem Es­sen die Hän­de wäscht, dürf­te selbst­ver­ständ­lich sein. Kul­tisch und re­li­gi­ös spie­len Wa­schun­gen im Chris­ten­tum kei­ne Rol­le, wenn man mal von der Tau­fe ab­sieht und dem Hän­de­wa­schen (La­v­abo) des Pries­ters vor dem Hoch­ge­bet, wo­bei er be­tet: „Herr, wasch ab mei­ne Schuld, von mei­nen Sün­den ma­che mich rein!“ Wenn Gott aber vor al­lem auf die­se Art von Rein­heit Wert le­gen wür­de, könn­te nie­mand vor Gott rein sein, auch wenn er sich noch so vie­le Ma­le wa­schen und zu rei­ni­gen ver­su­chen wür­de. Da passt eher das ge­mein­sa­me Ge­bet vor der Kom­mu­ni­on: „Herr, ich bin nicht wür­dig, dass du ein­gehst un­ter mein Dach. Aber sprich nur ein Wort, so wird mei­ne See­le ge­sund!“ So ähn­lich sprach der heid­ni­sche Haupt­mann von Ka­far­na­um, als er Je­sus um die Hei­lung sei­nes kran­ken Die­ners bat (Lk 7,7). In der Tat, wür­dig kann sich nie­mand vor Gott sel­ber ma­chen. Wür­dig macht uns al­lein sei­ne be­din­gungs­lo­se Lie­be. Das soll­ten wir nie ver­ges­sen. Auch zur Eu­cha­ris­tie kom­men wir nicht, weil wir wür­dig und so gut wä­ren. Nein, wir al­le kom­men, weil wir wis­sen und glau­ben, wie sehr wir von Sei­ner Lie­be und Sei­nem Er­bar­men le­ben und wie nö­tig wir im­mer wie­der sein Wort der Lie­be ha­ben, da­mit un­se­re ver­letz­ten und ver­letz­li­chen See­len, wenn schon nicht gleich ge­sund, doch we­nigs­tens ein Stück­chen leich­ter und hei­ler wer­den. Ja, und wie schnell und leicht sind Lip­pen­be­kennt­nis­se, die kei­nen Kon­takt mehr zum Her­zen ha­ben!
Wir Chris­ten wür­den es uns zu leicht ma­chen, wenn wir uns nicht durch das Evan­ge­li­um an­ge­spro­chen füh­len wür­den, nur weil da von “Pha­ri­sä­ern” und “Schrift­ge­lehr­ten” die Re­de ist. Je­sus hat recht, manch­mal sind die „Über­lie­fe­run­gen der Men­schen“, das, was halt im­mer so war, auch in der Kir­che, wich­ti­ger, als Got­tes Ge­bot barm­her­zi­ger Lie­be. Ge­nau das for­dert ja der Ja­ko­bus­brief heu­te auch in un­miss­ver­ständ­li­cher Wei­se: „Wer­det aber Tä­ter des Wor­tes und nicht nur Hö­rer, sonst be­trügt ihr euch selbst!“ (Jak 1,22) Ja, er geht so­gar so weit, dass ein ma­kel­lo­ser und rei­ner Got­tes­dienst die Sor­ge um Wai­sen und Wit­wen ist, mehr als ein tol­les Pon­ti­fi­kal­amt in ei­ner Ka­the­dra­le. Aber auch dar­aus soll kei­ne Leis­tung ge­macht wer­den und ein Vor­zei­ge­chris­ten­tum, das sich wie­der bes­ser als an­de­re füh­len dürf­te. Nein, auch hier gilt, was der Ja­ko­bus­brief ganz am An­fang sag­te: „Je­de gu­te Ga­be und je­des voll­kom­me­ne Ge­schenk kommt von oben her­ab“ (Jak 1,1).
Wirk­lich, uns al­len bleibt bei al­lem ehr­li­chen Be­mü­hen nur das, was Eu­cha­ris­tie auf Deutsch be­deu­tet: „Dank­bar­keit“. Es ist wirk­lich wür­dig und recht, dass die­ser Got­tes­dienst so heißt. Amen.

(P. Tho­mas Röhr OCT)