22. Sonn­tag im Jah­res­kreis A (03.09.2023)

(Jer 20, 7–9; Röm 12, 1–2; Mt 16, 21–27)

Lie­be Schwes­tern und Brü­der,
der hei­li­ge Pau­lus ruft uns al­so heu­te in der 2. Le­sung im Brief an die Rö­mer da­zu auf, uns ver­wan­deln zu las­sen, und zwar „durch die Er­neue­rung des Den­kens“ (Röm 12,2). Ei­gent­lich hät­te man eher er­war­tet, dass es um die Er­neue­rung der Her­zen geht. Aber Pau­lus hat schon recht, wenn er auf die Er­neue­rung des Den­kens ver­weist. Denn die Ge­dan­ken sind es ja, die am En­de un­ser Re­den und Tun prä­gen. Im Um­kehr­schluss kann man sich al­so oft fra­gen, was hin­ter be­stimm­ten Wor­ten und Ta­ten für ei­ne Ge­dan­ken­welt steckt.
Ge­ra­de auch im re­li­giö­sen Be­reich ma­chen wir uns oft zu we­nig be­wusst, dass al­les Re­den und Tun zum Aus­druck brin­gen, wo­von wir re­li­gi­ös über­zeugt sind und wel­ches Got­tes­bild uns letzt­lich prägt.
Beim Welt­ju­gend­tref­fen die­sen Som­mer in Lis­sa­bon be­schwer­ten sich Ju­gend­li­che dar­über, dass sie ein Pries­ter zur Mund­kom­mu­ni­on ge­nö­tigt hat­te. Mund­kom­mu­ni­on war frei­lich bis zum 2. Va­ti­ka­ni­schen Kon­zil die üb­li­che Pra­xis. Aber was für ein Den­ken steckt ei­gent­lich da­hin­ter? Oft hört man zur Recht­fer­ti­gung der Mund­kom­mu­ni­on, dass sie fröm­mer sei. Man hält die Hän­de für un­rei­ner als die Zun­ge. Da­bei weiß schon der Ja­ko­bus­brief, dass man mit der Zun­ge auch tö­ten und mensch­li­che Exis­ten­zen zer­stö­ren kann. Es ist al­so Un­fug an­zu­neh­men, dass die Zun­ge „rei­ner“ sei als die Hand. Vor Gott ist der Kör­per von Kopf bis Fuß rein. Schließ­lich hat er ihn ge­schaf­fen und ist sein Sohn ein Mensch ge­wor­den. Es gibt da kein Kör­per­teil, das von vorn­her­ein „un­rein“ wä­re.
In Mar­kus 7, 21 sagt Je­sus zu die­sem The­ma, dass al­les, was aus dem Men­schen her­aus­kommt, ihn un­rein ma­chen kann, denn von in­nen, aus dem Her­zen der Men­schen kommt das, was man für un­rein hält. Al­so kann auch die Zun­ge nicht wür­di­ger sein als die Hand, um die Kom­mu­ni­on zu emp­fan­gen.
Zu­dem drückt die Mund­kom­mu­ni­on in mei­nen Au­gen ein un­heil­vol­les Macht­ge­fäl­le aus. Mal ab­ge­se­hen da­von, dass Je­sus im Abend­mahls­saal sei­nen Jün­gern das Brot nicht in den Mund ge­scho­ben hat, so ken­ne ich die Pra­xis des Füt­terns nur von sog. „un­mün­di­gen“ Men­schen, al­so von Klein­kin­dern, Schwer­kran­ken und sehr al­ten Men­schen. Das „Füt­tern“ drückt al­so Ab­hän­gig­keit aus und hat ir­gend­wie et­was Un­mün­di­ges an sich. Das spür­ten wohl auch die Kon­zils­vä­ter und ha­ben die Hand­kom­mu­ni­on ein­ge­führt.
Egal, zu wel­cher Form der Kom­mu­ni­on man nun neigt, man soll­te sich schon klar ma­chen, dass sie be­stimm­te Ge­dan­ken und Got­tes­vor­stel­lun­gen zum Aus­druck bringt. Das Ver­hal­ten des Pries­ters in Lis­sa­bon ist in je­dem Fal­le über­grif­fig, weil er die Ju­gend­li­chen ge­zwun­gen hat, sei­nen Ge­dan­ken und An­sich­ten zu fol­gen. Die­ses Bei­spiel ist nur ei­nes von vie­len, an dem wir se­hen und ab­le­sen kön­nen, wie Ge­dan­ken zu Wor­ten und vor al­lem Ta­ten wer­den kön­nen.
Wir müs­sen al­so im­mer wie­der von Zeit zu Zeit be­reit sein, un­se­re Ge­dan­ken nach­zu­den­ken, aber auch un­se­re Wor­te und Ta­ten zu hin­ter­fra­gen, was sie ei­gent­lich zum Aus­druck brin­gen. Das ist im­mer auch nö­tig im Hin­blick auf das Ge­heim­nis „Gott“ sel­ber, der sich in un­se­ren Ge­dan­ken, Wor­ten und Wer­ken oft nicht wie­der­fin­den wird.
Mö­ge er uns doch mit sei­nem Geist zur Hil­fe kom­men, da­mit wir be­reit sind, un­ser Den­ken im­mer wie­der er­neu­ern und uns ver­wan­deln zu las­sen in Men­schen des Glau­bens, der Hoff­nung und der Lie­be. Amen.

(P. Tho­mas Röhr OCT)