3. Fas­ten­sonn­tag A – (12.03.2023)

(Ex 17, 3–7; Röm 5, 1–2.5–8; Joh 4, 5–42)

Lie­be Schwes­tern und Brü­der,
es kann schon ein klei­nes Fas­ten­op­fer sein, ein so lan­ges Evan­ge­li­um hö­ren zu müs­sen. Die Ge­schich­te ist oh­ne Zwei­fel sehr schön und tief­grün­dig, aber eher zum me­di­ta­ti­ven Le­sen ge­eig­net. Da steckt ein­fach zu viel drin. Aber viel­leicht gilt das ja auch für die nor­ma­len Sonn­tags­got­tes­diens­te mit ih­ren drei Le­sun­gen. Aber es sit­zen in ei­nem Got­tes­dienst eben sehr un­ter­schied­li­che Men­schen, mit ge­nau­so un­ter­schied­li­chen Le­bens­ge­schich­ten und ‑zu­sam­men­hän­gen. Je­den spricht dar­um et­was An­de­res an. Und so soll es ja auch sein. Der Tisch des Wor­tes wird reich­lich ge­deckt, da­mit je­der et­was fin­den kann, was sei­nen Durst nach Le­bens­wor­ten ein we­nig stil­len kann. Es kommt ja nicht dar­auf an, al­len Wor­ten nach­zu­ge­hen, son­dern eben je­nem, was uns viel­leicht ge­ra­de be­son­ders be­rührt. Da kön­nen dann die vie­len an­de­ren ge­trost un­ter den Tisch fal­len.
Wie schon oft ge­sagt, ha­ben 1. Le­sung und Evan­ge­li­um im­mer ei­ne Stich­wort­ver­bin­dung. Das scheint heu­te Durst und Was­ser zu sein. Mit ei­nem küh­len Bier Durst zu lö­schen, ist für mich in der Re­gel ein Ge­nuss. Aber Was­ser kann auch vor­züg­lich schme­cken, wenn man Durst hat.
Das Volk dürs­tet in der 1. Le­sung ganz prak­tisch nach Was­ser und Je­sus im Evan­ge­li­um auch. An­geb­lich ist ja das Volk auf dem Weg ins ge­lob­te Land. Der Weg da­hin aber ist zu müh­se­lig, manch­mal gar le­bens­be­droh­lich, wie Le­ben eben im­mer wie­der auch. Da ist schon manch­mal die Fra­ge er­laubt, ob der Herr in un­se­rer Mit­te ist oder nicht (Ex 17,7). Tat­säch­lich sind wir Men­schen oft kei­ne Welt­meis­ter des Ver­trau­ens. In solch‘ ex­tre­mer Not ist das ja auch wirk­lich sehr schwer. Wer noch nie er­fah­ren hat, wie müh­se­lig das Glau­ben, al­so Ver­trau­en, sein kann, der weiß ver­mut­lich noch nicht wirk­lich, was Glau­ben­dür­fen als Ge­schenk ist. Und es ist wahr­lich ein Ge­schenk, das nichts, aber auch gar nichts, mit Lehr­bü­chern zu tun hat, die man sich um die Oh­ren hau­en kann.
Das Evan­ge­li­um hebt den Durst nach Was­ser na­tür­lich auf ei­ne ganz an­de­re Ebe­ne. In der na­men­lo­sen Frau aus Samá­ri­en steckt bei­spiel­haft so viel Sehn­sucht nach ei­nem Na­men, al­so nach Wahr­ge­nom­men und Ge­se­hen­wer­den, steckt so viel Sehn­sucht nach Wert­schät­zung und Lie­be drin, die sie lei­der auch in sechs Be­zie­hun­gen mit Män­nern noch nicht an­nä­hernd fin­den konn­te. Und Je­sus macht ihr das kei­nes­wegs zum Vor­wurf. Kann aber Je­sus da­mals wie heu­te so ein­fach tiefs­te Le­bens­sehn­süch­te er­fül­len und mensch­li­che ein­fach er­set­zen? Das Evan­ge­li­um scheint das zu be­haup­ten und vie­le Re­li­giö­se auch. Aber ich bin mir da nicht ganz so si­cher. Viel­leicht soll­ten wir uns öf­ter und be­wuss­ter klar­ma­chen, dass Je­sus und Gott nicht im­mer ex­tra drau­ßen dran­ste­hen müs­sen, da­mit sie da sind. Wir kön­nen durch­aus ein­an­der schon ein we­nig den Le­bens- und Lie­bes­durst stil­len und ha­ben auch den Auf­trag da­zu. Aber wenn es ge­schieht, ist dies im­mer auch ein Wun­der des Him­mels, von dem wir er­hof­fen, dass da al­le Sehn­sucht, al­ler Le­bens- und Lie­bes­durst sei­ne Er­fül­lung und Voll­endung fin­den wird. Was wä­re das sonst auch für ein Him­mel, wo dies nicht ge­schieht.
Jetzt aber, auch in der Fas­ten­zeit, soll­ten wir wie Je­sus den Mut ha­ben, zu ei­ge­ner Be­dürf­tig­keit zu ste­hen, Zeit und Oh­ren für su­chen­de Men­schen zu ha­ben, die wir im­mer auch sel­ber sind. Vor al­lem aber soll­ten wir aus je­ner Lie­be le­ben, die uns durch Got­tes Geist ge­schenkt ist (Röm 5,5). Viel­leicht ist das dann auch die sog. „An­be­tung im Geist und in der Wahr­heit, so wie der Va­ter an­ge­be­tet wer­den will“ (Joh 4, 23). Da­zu mö­ge uns Got­tes Geist ge­ge­ben sein. Amen.

(P. Tho­mas Röhr OCT)