3. Sonn­tag der Os­ter­zeit A (23.04.2023)

(Jes 49, 8–11.13–16; 1 Petr 1, 17–21; Joh 21, 1–14)

Lie­be Schwes­tern und Brü­der,
das heu­ti­ge Evan­ge­li­um klingt et­was ko­misch, weil doch Auf­er­we­ckung längst ge­sche­hen ist und die Jün­ger um Pe­trus so tun, als wä­re die Auf­er­we­ckung Je­su ei­ne Nach­richt un­ter vie­len ge­we­sen. Die Bi­bel­wis­sen­schaft­ler sa­gen uns, dass die­se Os­ter­ge­schich­te ein sog. „Nach­trags­ka­pi­tel“ ist, al­so dass sie nach­träg­lich dem Jo­han­nes­evan­ge­li­um hin­zu­ge­fügt wur­de. Man muss schon sa­gen, dass die ers­ten Chris­ten­ge­ne­ra­tio­nen recht krea­tiv mit den Schrif­ten um­ge­gan­gen sind und die Schrif­ten so­gar wei­ter­ge­schrie­ben ha­ben.
Ir­gend­wie er­in­ne­re ich mich, dass nach der Fest­le­gung des Neu­en Tes­ta­men­tes be­haup­tet wur­de, dass die Of­fen­ba­rung da­mit ab­ge­schlos­sen sei. Das ist kein gu­ter Spruch, weil da­mit näm­lich un­ter­stellt wird, dass Gott sich nicht mehr je neu in al­le Zei­ten hin­ein of­fen­ba­ren kann. Und ich glau­be nicht, dass Gott sich von noch so schlau­en Theo­lo­gen vor­schrei­ben lässt, wie, wo und wann er sich zu of­fen­ba­ren hat. Fast scheint es so, als hät­ten die, die das Nach­trags­ka­pi­tel ver­fasst ha­ben, es ge­ahnt, dass man spä­ter sol­ches be­haup­ten wird.
Na­tür­lich kann Gott kein grö­ße­res Lie­bes­wort mehr sa­gen, als je­nes, das „Je­sus“ heißt. Aber er hört eben nicht auf, sich zu of­fen­ba­ren, Ein­zel­nen wie Ge­mein­schaf­ten.
Die­se Os­ter­ge­schich­te heu­te al­so ist ei­ne, die All­tag be­schreibt. Die Jün­ger ge­hen ih­rem Be­ruf nach. Die­se Ge­schich­te ist bei­na­he auch ei­ne Be­ru­fungs­er­in­ne­rungs­ge­schich­te, zu­min­dest für Pe­trus, der im 5. Ka­pi­tel, Ver­se 1–11, des Lu­kas­evan­ge­li­ums auf ähn­li­che Wei­se mit Ja­ko­bus und Jo­han­nes be­ru­fen wird.
Ja, es ist manch­mal Nacht und ei­ne ge­wis­se Er­folg­lo­sig­keit schlägt auf das Ge­müt. Fast be­schreibt es die Si­tua­ti­on von Kir­che in un­se­ren Brei­ten­gra­den, die, mit Struk­tur­re­for­men be­schäf­tigt, den Men­schen kei­ne Nah­rung mehr an­bie­ten kann für See­le und Herz. Ob sie be­reit ist, das zu­zu­ge­ben, ist frag­lich. Aber es könn­te der Be­ginn ei­ner Os­ter­ge­schich­te sein. Denn wir ha­ben tat­säch­lich nichts zu ge­ben, wenn wir nicht wei­ter­ge­ben, was wir selbst zu­vor emp­fan­gen ha­ben. Dar­auf kann man sich al­so nichts ein­bil­den, höchs­tens dank­bar sein.
Schon bei der Be­ru­fungs­ge­schich­te des Pe­trus im Lu­kas­evan­ge­li­um ist das Ge­schenk des reich­li­chen Fisch­fangs ein un­ver­dien­tes und un­ver­hoff­tes Ge­schenk, das Pe­trus fast be­schä­mend sein lässt, wenn er sagt: „Herr, geh weg von mir, ich bin ein Sün­der!“
Aber Gott gibt nicht reich­lich sei­ne Lie­be, weil wir es ver­dient hät­ten, son­dern weil er über­schäu­men­de Lie­be ist.
Dass am Ufer dann schon ein Koh­len­feu­er ist, dar­auf Fisch und Brot, das be­tont ein­mal mehr, wie sehr al­le Nah­rung für See­le und Leib ein Ge­schenk ist. Aber um­sonst ist das ei­ge­ne Mit­tun nicht! Dar­um kommt das hin­zu, was selbst als Ge­schenk ge­fan­gen wur­de.
Ko­misch, ir­gend­wie spürt man in ähn­li­chen Si­tua­tio­nen des Le­bens, dass ER es ist. Aber es ist nicht zwin­gend, so wie Er nie je­man­den zwingt.
So of­fen­bart sich Je­sus im­mer wie­der im Le­ben ei­nes je­den Men­schen und in Ge­mein­schaft. Es wird uns de­mü­ti­ger ma­chen, weil wir oft den­ken, wir könn­ten das al­lei­ne schaf­fen und es wä­re ein­zig un­ser Werk, aber es eben doch nicht hin­be­kom­men. Nein, es soll uns nicht de­mü­ti­gen, wie es Men­schen manch­mal im Um­gang mit­ein­an­der tun. So ist nicht Gott. Denn die An­re­de, die Je­sus in der Os­ter­ge­schich­te ver­wen­det, kann lie­be­vol­ler nicht sein. Er sagt näm­lich zu den Jün­gern: „mei­ne Kin­der, habt ihr kei­nen Fisch zu es­sen?“ (V5)
Ja, viel­leicht müs­sen wir die­se Fra­ge selbst am En­de un­se­res Le­bens ver­nei­nen. Aber wir blei­ben sei­ne Kin­der. Die­se Er­kennt­nis ist ei­ne Os­ter­er­fah­rung, die ich je­dem, auf wel­che Wei­se auch im­mer, von Her­zen wün­sche. Amen.

(P. Tho­mas Röhr OCT)