3. Sonn­tag im Jah­res­kreis B (21.01.2024)

(Jo­na 3, 1–10; 1 Kor 7, 29–31; Mk 1, 14–20)

Lie­be Schwes­tern und Brü­der,
„Das Reich Got­tes ist na­he. Kehrt um und glaubt an das Evan­ge­li­um“ (Mk 1, 15). Das ist so­zu­sa­gen der Leit­spruch des ers­ten öf­fent­li­chen Auf­tre­tens Je­su. In der Re­gel den­ken Men­schen Gott eher als fer­ne, als ir­gend­wie weit weg im Him­mel. Meis­tens ist er auch be­lei­digt, weil die Men­schen nicht so sind, wie er es er­war­tet. Dar­um gibt es Pries­ter, die zwi­schen Gott und den Men­schen ver­mit­teln und im Na­men Got­tes Gna­den­ge­schen­ke an­bie­ten, die mit Gott ver­söh­nen sol­len. Die Fra­ge ist aber, war­um das Ver­hält­nis der Men­schen zu Gott so ne­ga­tiv de­fi­niert wird? Es ist dann eher angst­be­setzt, weil man be­fürch­tet, nicht in den Him­mel zu kom­men, und das wol­len wir ja schließ­lich.
Die­ses re­li­giö­se Kon­zept hat Je­sus aus zwei­er­lei Grün­den über den Hau­fen ge­wor­fen. Ers­tens macht es aus Gott je­man­den, den man eher fürch­ten als lie­ben muss. Aber ein sol­ches Got­tes­bild ver­letzt Gott und wi­der­spricht schon dem Ge­bot, dass man Gott lie­ben sol­le, wie es das täg­lich, wich­tigs­te Ge­bet (Sche­ma Jis­ra­el) des Ju­den­tums be­inhal­tet (Dtn, 6, 4–9).
Und zwei­tens macht es Men­schen zu Knech­ten und nicht zu „Kin­dern Got­tes“, die eher aus Angst, denn aus Lie­be, sich um ein an­stän­di­ges Le­ben be­mü­hen. Der is­la­mi­sche Mys­ti­ker Rumi (1207–1273), der in Af­gha­ni­stan ge­bo­ren und in Konya / Tür­kei ge­stor­ben ist, woll­te des­we­gen so­gar den Him­mel ab­schaf­fen, da­mit die Men­schen ler­nen, Gott um sei­ner selbst wil­len zu lie­ben. Und so will doch ei­gent­lich je­der ge­liebt sein.
Wenn al­so Je­sus sagt, dass das Reich Got­tes na­he ist, dann sagt er, dass Gott na­he ist. Und zwar nicht als Sün­der­jä­ger, son­dern als „Freund der Zöll­ner und Sün­der“ (Lk 7,34), die wir al­le sind. Um­kehr, al­so wort­wört­lich aus dem Grie­chi­schen mit „um­den­ken“ über­setzt, ist da­her nö­tig, und zwar um Got­tes, aber auch um der Men­schen wil­len.
„Um Got­tes wil­len“, um ihn aus dem Ge­fäng­nis blo­ßer mo­ra­li­scher Druck­mit­tel zu be­frei­en. „Um der Men­schen wil­len“, um ih­nen Gott zu­rück­zu­ge­ben als lie­be­vol­le Quel­le der Kraft und Zu­ver­sicht für das all­täg­li­che Le­ben. In die­sem Sin­ne von Um­kehr sind wir wie die ers­ten Jün­ger am Meer von Ga­li­läa her­aus­ge­ru­fen aus dem ge­wohn­ten, ge­lern­ten und so lieb ge­wor­de­nen, aber krank­ma­chen­den und le­bens­feind­li­chen Ver­hal­tens­mus­tern, wie sie auf al­len Ebe­nen des Le­bens, auch des re­li­giö­sen, zu fin­den sind.
Im grie­chi­schen Ori­gi­nal steht bei Mar­kus tat­säch­lich „Meer von Ga­li­läa“ und nicht „See“, ob­wohl auch Mar­kus wuss­te, dass der See Ge­ne­za­reth ein Bin­nen­see war. Aber er knüpft mit die­ser Be­mer­kung an das Schilf­meer des Ex­odus, des Aus­zugs aus Ägyp­ten an, an je­ne Be­frei­ungs­er­fah­rung durch Gott, die grund­le­gend schon für das Volk Is­ra­el war.
Ja, Auf­brü­che sind jetzt wirk­lich not-wen­dend . Und nie­mand muss sich wun­dern, dass dies eben auch Brü­che be­deu­tet. Aber das al­les soll ne­ben schmerz­li­chen Aspek­ten eben doch ei­ne vor al­lem Fro­he Bot­schaft sein, weil sie zu mehr Le­ben und Lie­ben be­frei­en möch­te. Da­für und dar­um ist Gott im­mer na­he. Das fei­ern wir jetzt auch in die­ser Eu­cha­ris­tie. Amen.

(P. Tho­mas Röhr OCT)