30. Sonn­tag im Jah­res­kreis (24.10.2021) — Sonn­tag der „Welt­mis­si­on“

(Jer 31, 7–9; Hebr 5, 1–6; Mk 10, 46b-52)

Lie­be Schwes­tern und Brü­der,
es ist schön und tröst­lich zu le­sen und zu er­fah­ren, wie vie­le Men­schen und In­itia­ti­ven welt­weit sich dar­um be­mü­hen, das Gu­te zu tun. Es ist trau­rig zu le­sen und zu er­fah­ren, wenn man­che die Welt im­mer nur schwarz­ma­len, nur schwarz/weiß den­ken kön­nen und sich oft so laut und kra­wall­ge­bürs­tet mel­den, dass man mei­nen könn­te, et­was an­de­res gä­be es gar nicht mehr. Die, die sich be­mü­hen, das Gu­te zu tun, und das sind bei­lei­be nicht nur Chris­ten und Re­li­giö­se, tun es nicht laut, aber ste­tig und ver­än­dern Welt zum Gu­ten. Na­tür­lich kön­nen jetzt man­che fra­gen, was denn das Gu­te sei und wer das Recht hat, dies ver­bind­lich zu for­mu­lie­ren. Aber ich glau­be mit vie­len an­de­ren, dass das den meis­ten Men­schen ins Herz ge­ge­ben ist. Das Gu­te ist in je­dem Fall im­mer das Mensch­li­che. Für re­li­giö­se Men­schen ist das im­mer auch das Gött­li­che. Es ist heut­zu­ta­ge gar nicht so leicht, nicht blind zu wer­den für die vie­len, hoff­nungs­vol­len und mensch­li­chen Wirk­lich­kei­ten. Manch­mal scheint es gar, als wüss­ten vie­le nicht ein­mal, dass sie blind oder blind ge­wor­den sind. Da war der blin­de Bar­ti­mä­us aus dem heu­ti­gen Evan­ge­li­um schon wei­ter. Ge­heilt wer­den kann man ja nur, wenn man weiß, dass man es nö­tig hat. Bar­ti­mä­us woll­te wie­der se­hen, die gan­ze Wahr­heit, die gan­ze Wirk­lich­keit und nicht nur ei­ne ver­kürz­te. Und wie vie­le gibt es dann, die das nicht wol­len, die von der Blind­heit vie­ler le­ben und Schwei­gen be­feh­len oder Ge­hor­sam. Bar­ti­mä­us aber lässt sich nicht mehr tot­schwei­gen an­ge­sichts der Chan­ce, wie­der se­hend zu wer­den, den Durch­blick zu­rück­zu­be­kom­men.
Wie­so fragt ei­gent­lich Je­sus: „Was willst du, dass ich dir tue?“ (Mk 10,51), wo er doch sieht, was für Bar­ti­mä­us not-wen­dig wä­re? Je­sus will wohl wis­sen, ob Bar­ti­mä­us wirk­lich se­hen will. Denn am En­de hat Je­sus „nur“ das Wun­der voll­bracht, ei­nem Men­schen die Kraft und das Heil des Ver­trau­ens be­stärkt zu ha­ben, dass se­hen mög­lich ist, Heil für See­le und Leib. Je­sus auf sei­nem Weg nach­zu­fol­gen, heißt nicht zu­erst, in die Kir­che ein­zu­tre­ten, son­dern dem Geist der Lie­be und der Mensch­lich­keit zu fol­gen, der das Gu­te tut, wo und wie es nur mög­lich ist. Es ist und bleibt frei­lich gar nicht so leicht, se­hen­den Au­ges durch die Welt zu ge­hen, auch nicht in der Kir­che zu blei­ben. Aber Je­sus fragt uns al­le: „Was willst du, dass ich dir tue?“ Ich will nicht auf ei­nem Au­ge blind sein und nur noch das Schwar­ze se­hen. Ich will auch all‘ das se­hen, wo an­de­re Men­schen trotz und in al­lem das Gu­te tun, aus wel­chen Grün­den auch im­mer. Das tun Chris­ten und Mus­li­me in Ni­ge­ria und Se­ne­gal. Das tun Men­schen welt­weit und hier in un­se­rer Stra­ße. Es ist un­ser al­ler Mis­si­on, un­se­re Welt bes­ser zu ma­chen, als sie oft dar­ge­stellt wird und ver­mut­lich auch manch­mal ist. Da­für mö­ge uns Got­tes Geist ge­schenkt sein, hier, in Ni­ge­ria, im Se­ne­gal oder wo auch im­mer. Das ver­bin­det uns mit al­len Chris­ten und al­len Men­schen gu­ten Wil­lens, hier wie welt­weit. Das ver­bin­det uns mit Gott, der sel­ber das Gu­te tut, wo er nur kann. Denn er ist die Quel­le des Gu­ten, die in al­len Ge­schöp­fen und al­lem Sein spru­delt. Amen.

(P. Tho­mas Röhr OCT)