32. Sonn­tag im Jah­res­kreis A (12.11.2023)

(Weish 6, 12–16; 1 Thess 4, 13–18; Mt 25, 1–13)

Lie­be Schwes­tern und Brü­der,
es wird die nächs­ten Sonn­ta­ge bis in den Ad­vent hin­ein wie­der um Wach­sam­keit ge­hen und um die end­gül­ti­ge Zu­kunft, die von Gott kommt. Dar­an zu er­in­nern, ist wirk­lich wich­tig. Aber mir ist das manch­mal ein biss­chen zu viel des Gu­ten.
Auch das Gleich­nis von den tö­rich­ten und klu­gen Jung­frau­en ge­hört da­zu, wo­bei man fra­gen könn­te, war­um es aus­ge­rech­net Jung­frau­en sein müs­sen. Es könn­ten ja auch ger­ne Jung­män­ner sein.
In ei­ner gu­ten Pre­digt von ei­ner Theo­lo­gin zu die­sem Gleich­nis ha­be ich ei­nen An­satz zum Ver­ständ­nis ge­fun­den, den ich so noch nicht ge­hört ha­be. Bis heu­te gibt es ja bei Hoch­zei­ten manch­mal Braut­jung­fern. Sel­ten wer­den es gleich 10 sein, ich ha­be ein­mal zwei er­lebt. In der An­ti­ke aber wa­ren die Jung­frau­en auch so et­was wie Fa­ckel­trä­ge­rin­nen, die Spa­lier stan­den, wenn das Braut­paar in den Fest­saal ein­zog. Es wä­re dar­um für das Braut­paar und de­ren Fa­mi­li­en ei­ne Ka­ta­stro­phe ge­we­sen, wenn al­les dun­kel ge­blie­ben wä­re. Das er­klärt auch das Nicht-tei­len-kön­nen der klu­gen Jung­frau­en. Denn da wür­de es we­nigs­tens ein biss­chen hell sein.
Ei­gent­lich sind die tö­rich­ten Jung­frau­en auf die­sem Hin­ter­grund merk­wür­dig un­vor­be­rei­tet und of­fen­ba­ren schein­bar we­nig Re­spekt vor den Be­lan­gen des Braut­paa­res. Die klu­gen Jung­frau­en aber spie­geln in ih­rer Vor­sor­ge ech­te Be­zie­hung, Ver­bun­den­heit, Wert­schät­zung und Ach­tung dem Braut­paar ge­gen­über wi­der. Dar­auf kommt es näm­lich an. Es geht um ei­ne tie­fe, in­ne­re Be­zie­hung und Ver­bun­den­heit auch Gott ge­gen­über, meint Je­sus. Denn dar­in kommt auch zum Aus­druck, dass man es mit Gott wirk­lich ernst meint. Wenn der Bräu­ti­gam am En­de zu den tö­rich­ten Jung­frau­en sagt: „Ich ken­ne euch nicht!“, dann hebt er ins Wort, was fak­tisch ist: es gibt kei­ne in­ne­re Be­zie­hung.
Viel­leicht den­ken wir, dass die klu­gen Jung­frau­en zwar klug, aber nicht sehr lie­be­voll und so­li­da­risch sind, weil sie ihr Öl nicht ge­teilt ha­ben. Aber wie wir schon sag­ten, wä­re es dann für das Braut­paar dun­kel ge­blie­ben. Und au­ßer­dem muss doch je­der sein Le­ben ein Stück weit selbst ver­ant­wor­ten und kann nicht er­war­ten, dass das an­de­re für ihn tun.
Es ist eben Weis­heit, sich selbst im­mer wie­der zu fra­gen, wo­für und wor­aus man lebt, da­mit man nicht nur ge­lebt wird und sich selbst ver­liert.
Wer in­ner­lich aus­ge­brannt ist, kann an­de­ren nichts mehr ge­ben. Je­der muss für sich sel­ber schaun, wie er sein in­ners­tes Le­bens­licht am Bren­nen hält.
Viel­leicht ist der Blick auf das En­de manch­mal wei­se, um zu spü­ren, wie kost­bar das Le­ben jetzt ist. Für gläu­bi­ge Men­schen geht es auch um ein ewi­ges Le­ben, das sie er­hof­fen. Aber es hat eben auch da­mit zu tun, wie wei­se wir jetzt le­ben.
Da­zu schen­ke uns Gott die Kraft und Weis­heit Sei­nes Geis­tes, da­mit das Öl un­se­res Ver­trau­ens und un­se­rer Lie­be bis in die Ewig­keit reicht. Amen.

(P. Tho­mas Röhr OCT)