(Dan 12, 1–3; Hebr 10, 11–14.18; Mk 13, 24–32)
Liebe Schwestern und Brüder,
„Komet rast auf die Erde zu: Mega-Koloss mit 150 km Durchmesser“ oder „Sauerstoff der Erde wird knapp“, das sind so apokalyptische Nachrichtenüberschriften in meinem Smartphone. Liest man dann weiter, rast der Komet doch recht weit an der Erde vorbei und der Sauerstoff der Erde reicht noch etwa 4 Milliarden Jahre, nämlich bis zu dem Zeitpunkt, wo die Sonne zu sterben beginnt und zu einem roten Riesen wird, der alles in seiner Nähe, auch die Erde, gnadenlos verbrennt. Aber bis dahin kann noch viel Anderes geschehen sein, obwohl ich schon manchmal denke, dass wir auch im Bezug auf die Luft, die wir atmen dürfen, sträflichst sorglos sind. Was ich also sagen will, ist, dass mich gar nicht so sehr apokalyptische Texte der Bibel beunruhigen, sondern eher eine apokalyptischverliebte Welt und Medienlandschaft. Ich selbst ertrage diese Sucht immer schlechter. Da halte ich mich lieber an die biblischen Apokalypsen. Denn die zeichnen zwar auch furchteinflößende Bilder, will aber vor allem festhalten, dass das Geheimnis „Gott“ die Welt und jeden Einzelnen in seinen Händen hält und eine Zukunft plant, die keine Apokalypsen mehr kennt. Es tröstet mich, dass man laut Evangelium von heute „den Menschensohn in Wolken kommen sehen wird, mit großer Kraft und Herrlichkeit“ (Mk 13, 26). Und wenn es der Menschensohn ist, der Jesus von Nazareth genannt wurde, dann hab ich schon gar keine Sorgen mehr. Denn seine Worte, die nicht vergehen sollen, waren Worte voll Liebe und Barmherzigkeit, Worte, die Mut machten, seinem Abba-Gott unbedingt zu vertrauen und nicht jenen Unheilspropheten, die vor allem Apokalypsen des Untergangs und der Strafe predigten und predigen.
Niemand wird leugnen können, dass wir schon genug menschliche Apokalypsen hatten und haben, auch persönlich. Das war zur Zeit Jesu so, zu Zeiten des Ersten Testamentes, zu allen Zeiten. Was Menschen aber auch brauchen, sind positive, ermutigende Zukunftsperspektiven, trotz und in allen Apokalypsen, menschlich verursacht oder nicht.
Es wäre ja schön, wenn der Glaube ein Versicherungspaket wäre, das ewig unveränderlich und sicher wäre. Aber Glaube als Vertrauen lernen, ist ein lebenslanger Prozess, der nie abgeschlossen ist, auch in der Bibel nicht. Schon im Ersten Testament lernt man, dass Gottes Treue und Liebe bis über den Tod hinausreichen muss, wie wir es heute im Buch Daniel gehört haben. Das war nämlich nicht immer so. Der Glaube ist mit den beiden Testamenten und mit Jesus nicht einfach fix und fertig. Es gilt immer wieder neu, Vertrauen zu wagen, Liebe zu wagen, vor allem dann, wenn Apokalypsenpandemien über uns herfallen. Die wichtigsten Nachrichten sind eben nicht der Komet, der auf die Erde zurast, nicht der Sauerstoff, der immer mehr verschwindet, nicht all das Übel, was es ohne Zweifel in unserer Welt, in unserer Kirche und auch in uns selbst gibt. Nein, die wichtigste Nachricht bleibt immer, dass wir trotzdem in allem Geliebte sind und bleiben und auch werden sollen.
Ein besserer Schlusssatz für diese Predigt, als den von dem chinesischen Philosophen Konfuzius (6./5. Jhd. v.Ch.), ist mir nicht eingefallen. Er lautet: „Es ist besser, ein Licht zu entzünden, als auf die Dunkelheit zu schimpfen!“ Amen.
(P. Thomas Röhr OCT)