(Zef 2,3; 3, 12–13; 1 Kor 1, 26–31; Mt 5, 1–12a)
Liebe Schwestern und Brüder,
kürzlich las ich die Nachricht, dass der Wohlstand in Deutschland sinkt. Manche bekommen da vielleicht schon die Angst, dass sie übermorgen am Hungertuch nagen müssen. Manchmal spüren wir Menschen, dass gewisse Entwicklungen nicht gut sind, auch in der Kirche. Aber irgendwie bekommt man die Kurve nicht, wartet man in der Hoffnung, dass es schon irgendwie weitergeht. Da das Leben aber unberechenbar und unkontrollierbar ist, zwingt es uns manchmal zu Veränderungen, die wir sonst nicht hinbekommen würden.
Wenn wir die biblischen Texte von heute so hören, dann scheint es, dass es immer schon so war. Wir definieren Wohlstand in der Regel rein materiell, das in der Regel auch maßlos. Wenn in dieser Hinsicht Wohlstand etwas maßvoller wird, geht die Welt nicht gleich unter, eher im Gegenteil. Warum aber bedeutet für uns Wohlstand oft nur etwas Materielles? Sicher, ein gewisses Maß an materiellem Wohlstand ist nötig, um menschenwürdig leben zu können. Aber ist der immaterielle Wohlstand nicht mindestens genauso wichtig? Dazu zählen die biblischen Texte, die wir heute gehört haben, Gerechtigkeit, Demut, Wahrhaftigkeit, Zufriedenheit, Geschwisterlichkeit u.v.m.! Manchmal sieht es, rein äußerlich betrachtet, so aus, als müssten wir uns viel mehr Sorgen um den inneren Wohlstand machen. Aber ich bemerke auch, dass es immer mehr Menschen gibt, denen der innere Wohlstand wichtiger wird als der nur rein materielle.
Das Christentum war keine Bewegung elitärer Gruppen. Da fühlten sich besonders Menschen angesprochen, die sonst nichts galten, deren Geldbeutel nicht besonders prall gefüllt waren, deren Ellenbogen für eine bloße Ellbogengesellschaft nicht taugten. Das waren Menschen, die im Alltag des Lebens Menschlichkeit wagten, die den unglaublichen Mut hatten, zu ihren Grenzen, zu ihrer inneren Armut zu stehen, die ihr Erschöpftsein nicht leugnen mussten, die sich ihrer Tränen und Trauer nicht schämten, die statt nur knallhart zu sein, einfach Zärtlichkeit, Empathie und Barmherzigkeit wagten.
Das waren und sind Menschen, die aus ihrem Herzen keine Mördergrube machten, die authentisch waren und nicht jenes anstrengende Schauspiel mitspielten, das im Theater des Lebens so oft verlangt wird. Sie wagten, Erwartungen zu enttäuschen und öfter mal „nein“ zu sagen und das Hamsterrad des alltäglichen Wahnsinns einfach anzuhalten.
Diese Menschen lebten und leben einen inneren Wohlstand, der erst wirklich das Leben lebenswert macht, ja, das einem das Gefühl des Seligseins vermitteln kann.
Genau diesen Menschen gilt besonders Gottes Liebe und Jesu Zuwendung. Mögen auch wir darin Zuflucht, Trost und Kraft finden, um für einen Wohlstand besorgt zu sein, der vor allem zufrieden und selig macht. Amen.
(P. Thomas Röhr OCT)