4. Sonn­tag im Jah­res­kreis A (29.01.2023)

(Zef 2,3; 3, 12–13; 1 Kor 1, 26–31; Mt 5, 1–12a)

Lie­be Schwes­tern und Brü­der,
kürz­lich las ich die Nach­richt, dass der Wohl­stand in Deutsch­land sinkt. Man­che be­kom­men da viel­leicht schon die Angst, dass sie über­mor­gen am Hun­ger­tuch na­gen müs­sen. Manch­mal spü­ren wir Men­schen, dass ge­wis­se Ent­wick­lun­gen nicht gut sind, auch in der Kir­che. Aber ir­gend­wie be­kommt man die Kur­ve nicht, war­tet man in der Hoff­nung, dass es schon ir­gend­wie wei­ter­geht. Da das Le­ben aber un­be­re­chen­bar und un­kon­trol­lier­bar ist, zwingt es uns manch­mal zu Ver­än­de­run­gen, die wir sonst nicht hin­be­kom­men wür­den.
Wenn wir die bi­bli­schen Tex­te von heu­te so hö­ren, dann scheint es, dass es im­mer schon so war. Wir de­fi­nie­ren Wohl­stand in der Re­gel rein ma­te­ri­ell, das in der Re­gel auch maß­los. Wenn in die­ser Hin­sicht Wohl­stand et­was maß­vol­ler wird, geht die Welt nicht gleich un­ter, eher im Ge­gen­teil. War­um aber be­deu­tet für uns Wohl­stand oft nur et­was Ma­te­ri­el­les? Si­cher, ein ge­wis­ses Maß an ma­te­ri­el­lem Wohl­stand ist nö­tig, um men­schen­wür­dig le­ben zu kön­nen. Aber ist der im­ma­te­ri­el­le Wohl­stand nicht min­des­tens ge­nau­so wich­tig? Da­zu zäh­len die bi­bli­schen Tex­te, die wir heu­te ge­hört ha­ben, Ge­rech­tig­keit, De­mut, Wahr­haf­tig­keit, Zu­frie­den­heit, Ge­schwis­ter­lich­keit u.v.m.! Manch­mal sieht es, rein äu­ßer­lich be­trach­tet, so aus, als müss­ten wir uns viel mehr Sor­gen um den in­ne­ren Wohl­stand ma­chen. Aber ich be­mer­ke auch, dass es im­mer mehr Men­schen gibt, de­nen der in­ne­re Wohl­stand wich­ti­ger wird als der nur rein ma­te­ri­el­le.
Das Chris­ten­tum war kei­ne Be­we­gung eli­tä­rer Grup­pen. Da fühl­ten sich be­son­ders Men­schen an­ge­spro­chen, die sonst nichts gal­ten, de­ren Geld­beu­tel nicht be­son­ders prall ge­füllt wa­ren, de­ren El­len­bo­gen für ei­ne blo­ße Ell­bo­gen­ge­sell­schaft nicht taug­ten. Das wa­ren Men­schen, die im All­tag des Le­bens Mensch­lich­keit wag­ten, die den un­glaub­li­chen Mut hat­ten, zu ih­ren Gren­zen, zu ih­rer in­ne­ren Ar­mut zu ste­hen, die ihr Er­schöpft­sein nicht leug­nen muss­ten, die sich ih­rer Trä­nen und Trau­er nicht schäm­ten, die statt nur knall­hart zu sein, ein­fach Zärt­lich­keit, Em­pa­thie und Barm­her­zig­keit wag­ten.
Das wa­ren und sind Men­schen, die aus ih­rem Her­zen kei­ne Mör­der­gru­be mach­ten, die au­then­tisch wa­ren und nicht je­nes an­stren­gen­de Schau­spiel mit­spiel­ten, das im Thea­ter des Le­bens so oft ver­langt wird. Sie wag­ten, Er­war­tun­gen zu ent­täu­schen und öf­ter mal „nein“ zu sa­gen und das Hams­ter­rad des all­täg­li­chen Wahn­sinns ein­fach an­zu­hal­ten.
Die­se Men­schen leb­ten und le­ben ei­nen in­ne­ren Wohl­stand, der erst wirk­lich das Le­ben le­bens­wert macht, ja, das ei­nem das Ge­fühl des Se­lig­s­eins ver­mit­teln kann.
Ge­nau die­sen Men­schen gilt be­son­ders Got­tes Lie­be und Je­su Zu­wen­dung. Mö­gen auch wir dar­in Zu­flucht, Trost und Kraft fin­den, um für ei­nen Wohl­stand be­sorgt zu sein, der vor al­lem zu­frie­den und se­lig macht. Amen.

(P. Tho­mas Röhr OCT)