(Jes 66, 10–14a; 1 Kor 9, 16–19.22–23; Mk 1, 29–39)
Liebe Schwestern und Brüder,
da wir die Texte vom 6. Sonntag im Jahreskreis schon am letzten Sonntag im Januar zum Welt-Lepra-Tag genommen und vergangenen Sonntag das Fest der Darstellung des Herrn (02.02.) nachgefeiert haben, wollen wir heute die Texte vom 5. Sonntag im Jahreskreis nehmen.
Der Glaube an Gott ist in der Bibel, weder im 1., noch im 2. Testament, einfach eine reine Sache des rechten Bekenntnisses. Was Menschen in vielen Bereichen des Lebens überzeugt, sind doch nicht noch so kluge Reden, sondern die Erfahrung, dass es hier jemand nicht nur gut meint, sondern dass es auch richtig gut tut. In der Regel sind es Erfahrungen von Heilwerden an Seele und Leib, Befreiung aus bedrückenden und krankmachenden Situationen, die Beendigung von Bedrohungen, Angst und Gewalt, bis hin zu der Erfahrung, dass selbst der Tod nicht mehr das letzte Wort hat.
Diese positiv, heilsamen Erfahrungen der Befreiung aus Nöten ist grundlegend für einen biblischen Glauben.
In der 1. Lesung aus dem Buch Jesaja hieß es am Ende: „Wenn ihr das seht, wird euer Herz sich freuen und ihr werdet aufblühen wie frisches Gras“ (Jes 66, 14a). Was für wundervolle Worte! Wie tröstlich und überzeugend ist es, es so erleben zu dürfen?!
Im Evangelium bringt man alle Kranken und Besessenen zu Jesus, von denen Jesus viele heilt. Auch sie werden sich gefreut und gejubelt haben, ihr Leben wird ebenso aufgeblüht sein wie frisches Gras.
Es kann freilich sein, dass für sie die Botschaft Jesu in den Hintergrund rückt, nämlich jene, dass Gott selber und seine Nähe heilsam sein will. Ich bin mir nicht sicher, ob Jesus alle suchten, weil sie seine Botschaft toll fanden oder ob man nicht jenen Heiler suchte, der kostenlos gesund machen konnte. Wie dem auch sei: Gott wird seine heilsame Nähe nicht aufgeben, weil die Menschen vielleicht mehr nur ihr Heil suchen und nicht die Nähe Gottes. Auch Gott will natürlich um seiner selbst willen geliebt sein und nicht nur für das, was er anbietet.
Schade ist tatsächlich, dass Gott oft immer nur in der Not gebraucht und verkündet wird und nicht auch da als nahe erspürt wird, wo uns das Glück umarmt. Da heißt der Glaube dann Dankbarkeit und das demütige Bewusstsein, dass jedes noch so kleine Glück keine Selbstverständlichkeit ist, auf das man ein Anrecht hat.
Wenn es im Evangelium heißt, dass Jesus in aller Frühe, als es noch dunkel war, aufstand, um an einem einsamen Ort zu beten, dann zeigt das, woher er seine Kraft nahm und woraus er lebte. Sein Tag war ja sehr gefüllt und arbeitsreich, so dass die Morgenzeit quasi seine Auszeit war, die jeder Mensch irgendwie täglich braucht.
Ich wünsche uns, dass wir es Jesus gleich tun. Ich wünsche uns Erfahrung von Heil, dass wir sehen und spüren und Dankbarkeit empfinden können für alles noch so kleine Glück, das ebenso ein Geschenk des Himmels ist. Amen.
(P. Thomas Röhr OCT)