5./6. Sonn­tag im Jah­res­kreis B (11.02.2024)

(Jes 66, 10–14a; 1 Kor 9, 16–19.22–23; Mk 1, 29–39)

Lie­be Schwes­tern und Brü­der,
da wir die Tex­te vom 6. Sonn­tag im Jah­res­kreis schon am letz­ten Sonn­tag im Ja­nu­ar zum Welt-Le­pra-Tag ge­nom­men und ver­gan­ge­nen Sonn­tag das Fest der Dar­stel­lung des Herrn (02.02.) nach­ge­fei­ert ha­ben, wol­len wir heu­te die Tex­te vom 5. Sonn­tag im Jah­res­kreis neh­men.
Der Glau­be an Gott ist in der Bi­bel, we­der im 1., noch im 2. Tes­ta­ment, ein­fach ei­ne rei­ne Sa­che des rech­ten Be­kennt­nis­ses. Was Men­schen in vie­len Be­rei­chen des Le­bens über­zeugt, sind doch nicht noch so klu­ge Re­den, son­dern die Er­fah­rung, dass es hier je­mand nicht nur gut meint, son­dern dass es auch rich­tig gut tut. In der Re­gel sind es Er­fah­run­gen von Heil­wer­den an See­le und Leib, Be­frei­ung aus be­drü­cken­den und krank­ma­chen­den Si­tua­tio­nen, die Be­en­di­gung von Be­dro­hun­gen, Angst und Ge­walt, bis hin zu der Er­fah­rung, dass selbst der Tod nicht mehr das letz­te Wort hat.
Die­se po­si­tiv, heil­sa­men Er­fah­run­gen der Be­frei­ung aus Nö­ten ist grund­le­gend für ei­nen bi­bli­schen Glau­ben.
In der 1. Le­sung aus dem Buch Je­sa­ja hieß es am En­de: „Wenn ihr das seht, wird eu­er Herz sich freu­en und ihr wer­det auf­blü­hen wie fri­sches Gras“ (Jes 66, 14a). Was für wun­der­vol­le Wor­te! Wie tröst­lich und über­zeu­gend ist es, es so er­le­ben zu dür­fen?!
Im Evan­ge­li­um bringt man al­le Kran­ken und Be­ses­se­nen zu Je­sus, von de­nen Je­sus vie­le heilt. Auch sie wer­den sich ge­freut und ge­ju­belt ha­ben, ihr Le­ben wird eben­so auf­ge­blüht sein wie fri­sches Gras.
Es kann frei­lich sein, dass für sie die Bot­schaft Je­su in den Hin­ter­grund rückt, näm­lich je­ne, dass Gott sel­ber und sei­ne Nä­he heil­sam sein will. Ich bin mir nicht si­cher, ob Je­sus al­le such­ten, weil sie sei­ne Bot­schaft toll fan­den oder ob man nicht je­nen Hei­ler such­te, der kos­ten­los ge­sund ma­chen konn­te. Wie dem auch sei: Gott wird sei­ne heil­sa­me Nä­he nicht auf­ge­ben, weil die Men­schen viel­leicht mehr nur ihr Heil su­chen und nicht die Nä­he Got­tes. Auch Gott will na­tür­lich um sei­ner selbst wil­len ge­liebt sein und nicht nur für das, was er an­bie­tet.
Scha­de ist tat­säch­lich, dass Gott oft im­mer nur in der Not ge­braucht und ver­kün­det wird und nicht auch da als na­he er­spürt wird, wo uns das Glück um­armt. Da heißt der Glau­be dann Dank­bar­keit und das de­mü­ti­ge Be­wusst­sein, dass je­des noch so klei­ne Glück kei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit ist, auf das man ein An­recht hat.
Wenn es im Evan­ge­li­um heißt, dass Je­sus in al­ler Frü­he, als es noch dun­kel war, auf­stand, um an ei­nem ein­sa­men Ort zu be­ten, dann zeigt das, wo­her er sei­ne Kraft nahm und wor­aus er leb­te. Sein Tag war ja sehr ge­füllt und ar­beits­reich, so dass die Mor­gen­zeit qua­si sei­ne Aus­zeit war, die je­der Mensch ir­gend­wie täg­lich braucht.
Ich wün­sche uns, dass wir es Je­sus gleich tun. Ich wün­sche uns Er­fah­rung von Heil, dass wir se­hen und spü­ren und Dank­bar­keit emp­fin­den kön­nen für al­les noch so klei­ne Glück, das eben­so ein Ge­schenk des Him­mels ist. Amen.

(P. Tho­mas Röhr OCT)