(Jes 25, 6–10a; Phil 4, 12–14.19–20; Mt 22, 1–14)
Liebe Schwestern und Brüder,
wie schon oft gesagt, haben die 1. Lesung und das Evangelium meistens einen gemeinsamen Bezugspunkt. Das ist heute ein Festmahl. Dabei klingt sogar der Text aus dem Buch Jesaja froher als das Evangelium des Matthäus. Manchmal scheint es fast, als gingen mit Matthäus „die Pferde durch“, weil es ihm scheinbar schwer fiel zu verstehen, warum die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes, also die religiöse Elite, nicht zum Glauben an Jesus fanden. Außerdem scheint es, dass man mit der Weite und Großzügigkeit Gottes, der am Ende unterschiedslos alle zum Fest einlädt, nicht gut klar kam, weil vermutlich später noch der Passus vom Hochzeitsgewand in dieses Gleichnis eingefügt wurde. Ich kann mir nicht vorstellen, dass überhaupt jemand ein Hochzeitsgewand anhatte, wo doch niemand am Morgen des Tages vorhatte, an einer Hochzeit teilzunehmen. Jedenfalls ist die Reaktion des Königs auf den einen ohne Hochzeitsgewand hart und beängstigend. Aber das wird auf jeden Fall all jenen gefallen, die sich Mühe geben und sowieso der Meinung sind, dass nichts wert ist, was nichts kostet. Ich verstehe das ja auch. Aber Jesu Liebe für sog. „Zöllner und Sünder“ ist eben auch überliefert. Und sie verweist auf eine Liebe, die nicht verdient werden kann und muss.
Atmet der Text des Jesaja nicht auch jene Weite und jenen Geist, wie wir es bei Jesus sehen? Da ist auch nicht nur ein auserwähltes Volk, sondern da sind alle Völker geladen. Gastgeber ist Gott selber, und er bleibt die handelnde Hauptperson. Die Völker tun erstmal nichts.
Die Vision des Jesaja ist hoch aktuell, weil die göttliche Globalisierung eine Völkergemeinschaft versammelt, die in Frieden unter der Schirmherrschaft Gottes zusammenkommt. Gott nimmt hinweg die Hüllen und Decken, die Misstrauen und Kriege provozieren. Gott ist es, der die Tränen von jedem Gesicht abwischt, auch von den Gesichtern der Vielen, die verborgen ihre Tränen vergossen haben. Vor allem aber ist der Tod verschlungen, weil für immer das Leben Gottes triumphiert. Und die einen haben immer auf Gott gehofft, die anderen haben sich vielleicht immer danach gesehnt, ohne dabei an Gott zu denken. Auf jeden Fall steht hier bei Jesaja am Ende nicht für manche „äußerste Finsternis, Heulen und Zähneknirschen“, sondern für alle Jubel und Freude „über seine rettende Tat” (Jes 25, 9).
Möge unser persönlicher und gemeinschaftlicher Glaube schon jetzt immer wieder mal Jubel und Freude über diesen Gott sein!
P. Thomas Röhr OCT