(Jes 40, 1–11; 2 Petr 3, 8–14; Mk 1, 1–8)
Liebe Schwestern und Brüder,
„Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott!“ (Jes 40, 1). Dieser Satz hat mich vor mittlerweile über 20 Jahren in der Wüste Sinai sehr getröstet. Da war ich drei Monate und hatte gerade einen ziemlichen Durchhänger. Überhaupt waren dort Worte der Bibel mehr als bloße Worte. Sie bewirkten, was sie sagten. Aber eigentlich machen das alle Worte. Den Umgang mit Worten finde ich oft sträflich gedankenlos, nicht selten einfach nur böse. Es werden zu viele Worte gesagt, die wenig tröstlich sind. Freilich müssen manchmal lieblosen Menschen die Leviten verlesen werden, aber das sollte man nie pauschal tun. Es gibt viele Menschen, die eigentlich ganz dringend nur Trostworte brauchen. Solche Worte sollten wir nicht vergraben, nur weil es viele gibt, die solche Worte nicht zu kennen, noch zu brauchen scheinen. Gott sei Dank, heißt es nun in der neuen Einheitsübersetzung: „In der Wüste bahnt den Weg des Herrn“ (V3), statt wie früher: „bahnt dem Herrn den Weg.“ Diese Version schien zum Advent und zu Umkehraufrufen zu passen. Aber es ist uns nicht erlaubt, dafür die Heilige Schrift seinem eigenen Anliegen gemäß fehlzuübersetzen. Wir neigen dazu, immer nur uns selbst und unser Tun in den Mittelpunkt zu stellen, anstatt das Schweigen der Worte und unseres Aktionismus zu üben. Dann könnten wir nämlich vielleicht Seine Worte hören und mithelfen, Seinen Weg zu bahnen. „Tröstet, tröstet mein Volk“, so ruft Gott und kommt in unseren Advent, auch wenn er wenig adventlich ist oder scheint. Da gibt es Täler der Tränen, Berge und Hügel von moralischen Vorsätzen, die nicht überwindbar scheinen. Da gibt es die Hoffnung, dass Gott auf den krummen Zeilen unseres Lebens gerade schreiben kann. Und das alles soll zur Erfahrung werden und nicht nur zu glauben sein. Denn man soll es sehen (V5). Darum tauft der, der nach Johannes kommt, nicht äußerlich mit Wasser, sondern mit dem Heiligen Geist (Mt 1, 8). Da werden die Menschen mit einem neuen Geist erfüllt, der sie tröstet und verwandelt und ermutigt, den Weg des Herrn zu bahnen und zu gehen, wie der hl. Nikolaus, dessen Gedenktag wir heute auch feiern. Er tat es nicht so sehr mit seinen Worten. Das hätten die Kinder sicher vergessen. Nein, er tat es mit dem Geist seiner Liebe. Plötzlich war da wie ein neuer Himmel und eine neue Erde, „in denen die Gerechtigkeit wohnte” (2 Petr 3,13). Nicht die Himmel gehen in Flammen auf, sondern Hoffnungslosigkeit und Trauer. Nicht die Elemente zerschmelzen im Feuer, sondern billige, böse und nichtssagende Worte. Niemand von uns, Geliebte, wird von sich aus betrachtet, ohne Makel und Fehler am Ende sein. Das geht auch gar nicht. Aber von Gott aus betrachtet werden wir es in Seiner barmherzigen Liebe sein.
Das möge uns trösten, das möge uns Frieden schenken, das mögen wir im Advent erwarten, wie immer dieser sich gerade für uns anfühlt. Amen.