(2 Chr 36, 14–16.19–23; Eph 2, 4–10; Joh 3, 14–21)
Liebe Schwestern und Brüder,
die biblischen Texte heute sind irgendwie eine schwere Kost. Vermutlich ist die Bibel für viele ein Buch mit sieben Siegeln. Es macht nicht unbedingt Spaß, darin zu lesen. Und trotzdem liegen für einen jedem von uns Worte, Geschichten und Bilder bereit, die genau uns erreichen, trösten, ermutigen und erfreuen sollen. Auch ohne Theologiestudium würde ich gerne in der Bibel lesen, und vielleicht geht es ja viel mehr Menschen so, als ich denke.
Wenn ich mir die heutigen drei Texte so anschaue, dann könnte ihr „roter Faden“ eine Botschaft sein, die immer der „rote Faden“ der gesamten Heiligen Schrift ist: Gott ist treu, Gott liebt bedingungslos, Gottes Liebe ist das tragfähige Lebensfundament von allen und allem, was immer auch geschieht. Laut Bibel haben sich die Menschen immer damit schwer getan, diesem liebevollen Geheimnis ihr Vertrauen zu schenken, vor allem dann nicht, wenn es auf die vielen „Warum“ keine befriedigende Antworten gibt. Darum setzen die Menschen oft auf die falschen Pferde (Götter) und geraten dadurch in große Not. Ich glaube nicht, dass der „Zorn Gottes“, sondern die Unvernunft und die Herzgelähmtheiten der Menschen der Grund für viele Not in der Welt waren und sind. Aber die Frohe Botschaft der Lesung aus dem Buch der Chronik lautet: wie immer die Geschichte verläuft, sie verläuft in Gottes Händen und wird nie da herausfallen.
Der Epheserbrief fasst in Vers 8 und 9 die gesamte Botschaft des heiligen Paulus zusammen: „Aus Gnade seid ihr durch den Glauben gerettet, nicht aus eigener Kraft – Gott hat es geschenkt – nicht aus Werken, damit keiner sich rühmen kann.“ Ein solcher Satz kann der Satz und die Deutung eines ganzen Lebens sein, der uns immer wieder begleitet und trägt und auch korrigiert. Er korrigiert nämlich die Vorstellung, dass man sich etwas auf seinen Glauben einbilden kann, so, als hätte man sich den mühsam selbst erarbeitet. Niemals kann der gottgeschenkte Glaube Anlass dafür sein, sich über andere zu erheben oder sie gar zu verachten, nur weil man sich einbildet, andere hätten einen geringeren oder gar keinen Glauben. Diese Einstellung hat Jesus immer wieder entschieden abgelehnt und kritisiert. Eine solche Einstellung sind keine „guten Werke, die Gott für uns im Voraus bestimmt hat“ (Eph 2, 10), sondern sie bedeuten immer dankbare Demut, Liebe und Barmherzigkeit. Wer das verstanden und verinnerlicht hat, muss sich nicht mehr an dem vermeintlichen Mangel und der Schwäche anderer aufrichten. Das kann so wunderbar befreien und entlasten und zu einer tiefen Freude führen.
Auch im Johannesevangelium wird nichts anderes gesagt. Gott liebt die sog. „Welt“. Sein Wille ist es immer, sie zu retten. Dafür stehen nicht zuletzt die Botschaft, das Leben, der Tod und die Auferstehung seines Sohnes und unseres Bruders Jesus. „Glaube“ steht auch hier nicht für ein Buch mit Glaubenssätzen und ‑überzeugungen, sondern für Vertrauen, das kein „Aber“ mehr kennt. Verloren gehen Menschen, wo sie ihr Vertrauen verloren haben. Aber wir sollten darauf vertrauen, dass Gott selber uns dieses Vertrauen immer wieder neu ins Herz legen wird, ein Vertrauen, das am Allerwenigsten selbstverständlich und doch so überlebensnotwendig ist.
Nein, es ist nicht leicht, so zu vertrauen. Es ist immer ein Wunder, das uns mit Dankbarkeit und Freude erfüllen möge. Dieses Laetare möge uns zur bleibenden Erfahrung werden. Amen.
(P. Thomas Röhr OCT)