(Jer 31, 31–34; Hebr 5, 7–9; Joh 12, 20–33)
Liebe Schwestern und Brüder,
„Es geht! Anders.“, dieses Leitwort des heutigen Misereor-Sonntages ist auch schon weltweite Realität. Aber die Realitäten, die sich in den Vordergrund drängen, scheinen oft das Gegenteil zu beweisen. Manchmal gehört schon sehr viel Mut dazu, daran zu glauben und daran mitzuarbeiten, dass es auch anders geht. Und manchmal ist es gar lebensgefährlich, wenn Menschen dadurch am Status quo rütteln, weil er ungerecht und lebensfeindlich geworden ist oder Privilegien Weniger in Frage stellt. „Es geht! Anders.“, das ist nicht nur ein Slogan für die anderen, nicht nur einer, der die sog. „böse Welt“ betrifft, sondern einer, den sich die Kirche immer wieder selber sagen muss. Auch in ihr, vor allem in ihren Strukturen, muss Vieles anders werden.
Schaut man in die Heilige Schrift und auch in die heutigen Lesungstexte, da ist es vor allem immer wieder Gott selber, der diesen Slogan ausgibt und regelmäßig damit – scheitert, bis hin zu Jesus von Nazareth. Auferstehung heißt in diesem Zusammenhang auch, dass Gott an seinem „Es geht! Anders.“ festhält und wir darum von Ihm her immer eine wundervolle Zukunft haben.
Das Christentum bezeichnet sich gerne als das „Neue Volk Gottes“, beruft sich nicht ganz unproblematisch auf den sog. „Neuen Bund“, den Gott im Gegensatz zum „Alten Bund“ durch Jesus mit den Menschen geschlossen hat. Doch was heißt hier „neu“, was heißt hier „alt“? Viele meinen ja, nur weil da draußen „neu“ draufsteht, wäre auch „neu“ drin! Leider ist dem nicht automatisch und in alle Ewigkeit so. Ein Blick in das erste Testament zeigt, dass es da immer wieder „Neue Bünde“ zwischen Gott und den Menschen gab, z.B. mit Noah, Abraham, Isaak und Jakob, beim Exodus, mit David. Jeremia nun, und Ezechiel am Ende auch, sprechen von einem neuen, ewigen Bund, der allerdings einseitig von Gott erfüllt und garantiert, einen Bund, den Jesus dann leibhaftig verkörpern wird. Dieser Bund ist das Versprechen Gottes, dass er seine Liebe niemals kündigen und dass er diese „Frohe Botschaft“ in die Herzen der Menschen schreiben wird, damit er nicht nur äußerlich gerühmt, sondern vor allem innerlich bejaht und angenommen wird. Gott verbindet sich über das Herz direkt mit jedem Menschen, so dass es keiner Vermittler mehr bedarf. So kann Jeremia in Kapitel 31, Vers 34 schreiben: „Keiner wird mehr den anderen belehren, man wird nicht zueinander sagen: Erkenne den Herrn!, denn sie alle, vom Kleinsten bis zum Größten, werden mich erkennen, Spruch des Herrn. Denn ich vergebe ihre Schuld, an ihre Sünden denke ich nicht mehr!“ Was für ein schöner Satz, was für eine Verheißung für heute und in Zukunft, bestätigt und bekräftigt in dem, was wir Pfingsten mit der Ausgießung des Heiligen Geistes für alle feiern.
Möge Gott das in unser Herz schreiben und wir dadurch auch die Erfahrung machen: „Es geht! Anders.“
In dem Wort „Verbundenheit“ steckt der „Bund“ drin, der zur Tat und Erfahrung wird, wo es eine weltweite, solidarische und geschwisterliche Verbundenheit ist zwischen Menschen, Mitgeschöpfen und der Mutter Erde. Amen, so sei es!
(P. Thomas Röhr OCT)