(Apg 15, 1–30!; Offb 21, 10–23; Joh 14, 23–29)
Liebe Schwestern und Brüder,
im Evangelium haben wir wieder ein Stück aus den sog. „Abschiedsreden Jesu“ gehört. Es dürfte klar sein, dass das keine Gesprächsmitschnitte sind, noch hatte da jemand ein wahnsinnig gutes Gedächtnis. Diese Reden sind theologische Meditationen des Evangelisten und seines Teams, die sozusagen vom Geist Gottes und Jesu inspiriert sind. Vielleicht berühren sie nicht unmittelbar unser Herz. Zu fremd erscheint uns die Gedankenwelt, zu fremd sind Sprache und Bilder. So ist man schnell versucht, den Text beiseite zu legen und sich leichterer Kost zuzuwenden. Trotzdem enthält der heutige Abschnitt bemerkenswerte Aussagen.
Jesus ist an unserer Liebe gelegen. Sie drückt sich auch darin aus, dass wir sein Wort halten, wie es heißt. Was für ein Wort aber ist das? Dieses Wort kann auch nur Liebe bedeuten, jene unbedingte Liebe, mit der Gott uns liebt. Das wiederum erweckt Gottes Liebe, denn nichts anderes ersehnt er als Antwort auf diese Liebe als unser Vertrauen, auch Glauben genannt.
Dann heißt es: „Wir werden zu ihm kommen und bei ihm Wohnung nehmen“ (Joh 14, 23). Dies ist eine außergewöhnliche Aussage. Gott wohnt also nicht zuerst in fernen Himmeln, nicht in besonderen Gotteshäusern, wird nicht von Priestern und Religionsführern verwaltet, die ihn quasi per Amt mehr haben als andere. Nein, sein Zuhause ist jeder, der an der Liebe und an dem Vertrauen festhält, auch wenn es oft in unserer Welt so unvernünftig erscheint.
Frucht dieses gottgeschenkten Bemühens ist ein Friede, sein Friede, der auch nicht an äußere Bedingungen geknüpft ist, sondern ein verrückter Friede ist, der sogar im Unfrieden hält. Dieser Herzensfriede ist ein ersehntes, göttliches Geschenk, der freilich auch der Ausgang oder Anfang neuen und gewandelten Lebens ist.
Dieses Leben ist freilich noch nicht der blanke Himmel, auch wenn es im Herzen himmlisch geworden ist. Darum will Jesus uns in aller Not, Angst und Mühsal eine Zusage machen, die da lautet: „Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht!“ (Joh 14, 27) Das scheint leicht daher gesagt, ist immer wieder schwer zu leben. Das weiß Jesus auch aus eigener Erfahrung. Aber er hat es nicht aufgegeben, an Gottes Liebe zu glauben, sie heilsam erfahrbar zu machen und darum zu werben, ihr zu glauben, sich von ihr entzünden zu lassen und so wandelnde und verwandelnde Gotteshäuser auf zwei Beinen zu werden in einer Welt, die dringend Menschen der Liebe, des Vertrauens und des Friedens, seines Friedens, braucht. Amen.
(P. Thomas Röhr OCT)