(Jer 20, 7–9; Röm 12, 1–2; Mt 16, 21–27)
Liebe Schwestern und Brüder,
der heilige Paulus ruft uns also heute in der 2. Lesung im Brief an die Römer dazu auf, uns verwandeln zu lassen, und zwar „durch die Erneuerung des Denkens“ (Röm 12,2). Eigentlich hätte man eher erwartet, dass es um die Erneuerung der Herzen geht. Aber Paulus hat schon recht, wenn er auf die Erneuerung des Denkens verweist. Denn die Gedanken sind es ja, die am Ende unser Reden und Tun prägen. Im Umkehrschluss kann man sich also oft fragen, was hinter bestimmten Worten und Taten für eine Gedankenwelt steckt.
Gerade auch im religiösen Bereich machen wir uns oft zu wenig bewusst, dass alles Reden und Tun zum Ausdruck bringen, wovon wir religiös überzeugt sind und welches Gottesbild uns letztlich prägt.
Beim Weltjugendtreffen diesen Sommer in Lissabon beschwerten sich Jugendliche darüber, dass sie ein Priester zur Mundkommunion genötigt hatte. Mundkommunion war freilich bis zum 2. Vatikanischen Konzil die übliche Praxis. Aber was für ein Denken steckt eigentlich dahinter? Oft hört man zur Rechtfertigung der Mundkommunion, dass sie frömmer sei. Man hält die Hände für unreiner als die Zunge. Dabei weiß schon der Jakobusbrief, dass man mit der Zunge auch töten und menschliche Existenzen zerstören kann. Es ist also Unfug anzunehmen, dass die Zunge „reiner“ sei als die Hand. Vor Gott ist der Körper von Kopf bis Fuß rein. Schließlich hat er ihn geschaffen und ist sein Sohn ein Mensch geworden. Es gibt da kein Körperteil, das von vornherein „unrein“ wäre.
In Markus 7, 21 sagt Jesus zu diesem Thema, dass alles, was aus dem Menschen herauskommt, ihn unrein machen kann, denn von innen, aus dem Herzen der Menschen kommt das, was man für unrein hält. Also kann auch die Zunge nicht würdiger sein als die Hand, um die Kommunion zu empfangen.
Zudem drückt die Mundkommunion in meinen Augen ein unheilvolles Machtgefälle aus. Mal abgesehen davon, dass Jesus im Abendmahlssaal seinen Jüngern das Brot nicht in den Mund geschoben hat, so kenne ich die Praxis des Fütterns nur von sog. „unmündigen“ Menschen, also von Kleinkindern, Schwerkranken und sehr alten Menschen. Das „Füttern“ drückt also Abhängigkeit aus und hat irgendwie etwas Unmündiges an sich. Das spürten wohl auch die Konzilsväter und haben die Handkommunion eingeführt.
Egal, zu welcher Form der Kommunion man nun neigt, man sollte sich schon klar machen, dass sie bestimmte Gedanken und Gottesvorstellungen zum Ausdruck bringt. Das Verhalten des Priesters in Lissabon ist in jedem Falle übergriffig, weil er die Jugendlichen gezwungen hat, seinen Gedanken und Ansichten zu folgen. Dieses Beispiel ist nur eines von vielen, an dem wir sehen und ablesen können, wie Gedanken zu Worten und vor allem Taten werden können.
Wir müssen also immer wieder von Zeit zu Zeit bereit sein, unsere Gedanken nachzudenken, aber auch unsere Worte und Taten zu hinterfragen, was sie eigentlich zum Ausdruck bringen. Das ist immer auch nötig im Hinblick auf das Geheimnis „Gott“ selber, der sich in unseren Gedanken, Worten und Werken oft nicht wiederfinden wird.
Möge er uns doch mit seinem Geist zur Hilfe kommen, damit wir bereit sind, unser Denken immer wieder erneuern und uns verwandeln zu lassen in Menschen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe. Amen.
(P. Thomas Röhr OCT)