(Jes 40, 1–11; 2 Petr 3, 8–14; Mk 1, 1–8)
Liebe Schwestern und Brüder,
gleich zu Beginn unserer Lesung aus dem Buch Jesaja heißt es: “Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott.” (Jes 40, 1)
Wie wohltuend klingen die Worte des Jesaja gerade auch heute in einer Zeit, in der scheinbar so viel aus den Fugen geraten ist, in der unsere Seelen belastet sind durch Nachrichten, die uns Sorgen bereiten und Ängste schüren, in der wir in sozialen Medien Worte lesen und Bilder sehen können, die wehtun und schmerzen.
Aber die Worte des Jesaja sollen heute in unser Herz gesagt sein, das sich so sehr nach Worten des Trostes, der Ermutigung und Wertschätzung sehnt. Wie oft hören wir, auch kirchlich, Worte der Zurechtweisung, der Mahnung, endlich zu Gott umzukehren, sich gerade auch im Advent dem Trubel und dem Konsumrausch zu entziehen. Sicher, die Farbe violett im Advent erinnert auch an die Fastenzeit. Aber vielleicht soll sie heute mal nicht an Buße und Umkehr erinnern, sondern an unsere Schmerzen und Ängste, an unsere Sehnsucht, zur Ruhe kommen zu können, nach inneren Frieden, nach Worten, die nicht verletzten und kleinmachen, und, und und.…. Da soll jeder in den Sehnsuchtsadventskranz einbinden, wovon er erlöst, befreit und geheilt werden möchte, in dem demütigen Wissen, dass genau das nicht einfach zu machen ist, sondern von Gott kommt, also ein Wunder des Himmels ist. Schon der heilige Augustinus schrieb: “Wer nicht um seine Gefangenschaft weiß, der weiß auch nicht um seine Befreiung”.
Früher übersetzte man ja moralisch bei Jesaja weiter: “Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg!” (V3) Dabei heißt es aber wirklich: “In der Wüste bahnt den Weg des Herrn!” Das ist etwas völlig anderes. Sein Weg zu uns heute lautet am 2. Adventssonntag den Trost seiner guten und heilsamen Worte, bedeutet, dass der Weg zu ihm leichter wird, weil Er seinen Weg zu uns leichter, sprich gerade, macht, indem sich Täler der Trauer heben und sich unüberwindbar scheinende Berge und Hügel anstrengender Gottsuche senken. Er macht gerade, was uns nur krumm gelungen ist, ja was uns Tag für Tag nur krümmt. Er richtet uns auf und nimmt uns einfach in seine Arme und lässt unsere geplagten Seelen an seinem Herzen ausruhen. “Fürchte dich nicht!” (V9) ist eins seiner Lieblingssprüche, wenn er uns über den Weg läuft. Nein, ich muss erst einmal gar nix machen! ER KOMMT, ER IST DA! Er ist der gute Hirt, der behutsam führt und an sein Herz nimmt. Vielleicht ist es genau diese Erfahrung, die uns den Mut gibt, das eine oder andere im Leben zu ändern, weil es am Ende uns selbst und unseren Mitmenschen einfach nur guttut.
Diesen Seinen Advent wünsche ich uns besonders heute. Mögen die Trostworte unsere Herzen erreichen und mitten in allem inneren und äußeren Unfrieden ein bisschen Frieden sein. Amen.
(P. Thomas Röhr OCT)