(1 Kön 19, 3–8; 1 Kor 11, 23–26; Mk 14, 22–26)
Liebe Schwestern und Brüder,
es wirkt beinahe unangemessen, wenn wir zu einer kleinen Hostie „Brot“ sagen. Aber sie erinnert uns daran, dass es hier nicht um den Hunger des Magens, sondern um den Hunger der Seele geht. Nicht, dass Gott etwa kein Interesse daran hätte, dass wir auch körperlich satt werden, ganz im Gegenteil. Aber jeder Mensch, ja jedes Geschöpf, hungert nach Liebe, Wertschätzung und Angenommensein. Das hat Jesus in eindrucksvoller Weise vorgelebt. In seiner Gegenwart und heilsamen Zuwendung stillte er für viele den Hunger des Leibes und der Seele und schenkte dadurch Heil.
Dabei kommt es gar nicht so sehr auf ganz große Gesten an, auch das lehrt uns die kleine Hostie, sondern auf kleine Zeichen, die aber eine große Wirkung haben können. Entscheidend ist doch immer, wieviel Liebe da drin steckt und ob wir nur etwas von uns geben oder uns selbst.
Auch Jesus wollte nicht nur äußerlich bleiben, quasi uns gegenüber, wollte nicht nur angebetet und verehrt werden, sondern ganz zuinnerst sein, verinnerlicht sozusagen.
Wenn es uns mit Gottes Hilfe und Geist gelingt, seine Liebe so zu verinnerlichen, dann können die Zeichen von Brot und Wein das sein, was sie in uns bewirken möchten, nämlich Lebenskraft und Lebensfreude. Denn Brot gibt Kraft und Wein steht doch für Lebensfreude. Hat Jesus nicht genau das für Menschen erreicht, denen er Heil für Seele und Leib schenkte und die er nicht selten auch wieder gemeinschaftsfähig gemacht hat. Da war sicher neue Lebenskraft und neue Lebensfreude.
Diese heilsame, frohmachende und befreiende Gottesnähe hat er nicht aufgegeben und sozusagen mit seinem eigenen Blut und Leben bezeugt und besiegelt. Daran wollen wir heute dankbar denken, wenn wir das Sakrament des Brotes und Weines feiern.
Unsere Welt, Menschen und Geschöpfe, brauchen diese Geisteshaltung, die wie Brot und Wein ist, heilsam für Leib und Seele.
Mögen auch wir von dieser Geisteshaltung erfüllt sein und sie lebendig werden lassen in der Alltäglichkeit unseres Lebens, in unserer Gesellschaft, vor allem aber auch in unseren Kirchen. Amen.
(P. Thomas Röhr OCT)