Drei­fal­tig­keits­sonn­tag 2023 (04.06.)

(Ex 34, 4b.5–6.8–9; 2 Kor 13, 11–13; Joh 3, 16–18)

Lie­be Schwes­tern und Brü­der,
dass Gott ein Ge­heim­nis ist, dürf­te nie­man­den über­ra­schen. Wir soll­ten uns hü­ten, heu­te so zu tun, als könn­ten wir die­ses Ge­heim­nis lüf­ten. Das kann nur in ei­ner Got­tes­läs­te­rung en­den. Nicht um­sonst wer­den wir bei den sog. „10 Wei­sun­gen“ auf­ge­for­dert, uns kein Bild­nis zu ma­chen.
Den­ke ich über mich selbst nach, bin ich mir ja sel­ber oft ein Ge­heim­nis. Die Psy­cho­lo­gie lehrt uns, dass der größ­te Teil un­se­rer See­le im Un­be­wuss­ten ver­bleibt. Wenn ich al­so schon Mü­he ha­be, mich sel­ber zu ver­ste­hen, wie will ich dann die Kom­ple­xi­tät an­de­rer ver­ste­hen? Es ist ge­ra­de­zu ein Wun­der, dass bei so viel Kom­ple­xi­tät über­haupt Be­zie­hung mög­lich ist.
Und wenn ich mir dann noch die atem­be­rau­ben­de Kom­ple­xi­tät des Mikro‑, wie des Ma­kro­kos­mos vor Au­gen füh­re, dann fra­ge ich mich schon, wes­halb wir uns so oft und sträf­lich nach­läs­sig für be­son­ders klug hal­ten. Ge­ra­de im Be­zug auf das Kli­ma und un­se­re Mit­welt wis­sen wir ei­gent­lich , wie kom­plex al­les mit­ein­an­der ver­bun­den ist und han­deln trotz­dem nicht nach un­se­rer Ein­sicht.
Im Grun­de zeigt un­ser Han­deln, dass wir vom Ge­heim­nis der Drei­fal­tig­keit nichts „ver­stan­den“ ha­ben, wenn man das mal so sa­gen darf. Denn Drei­fal­tig­keit weist doch dar­auf hin, dass das Grund­ge­heim­nis al­len Le­bens und Seins lie­be­vol­le Be­zie­hung ist, auch wenn dem so Vie­les im Le­ben zu wi­der­spre­chen scheint.
In den Tex­ten der Bi­bel zu die­sem Hoch­fest wird nicht das Ge­heim­nis „Gott“ er­klärt, son­dern be­schrie­ben, wie Gott zu uns und al­ler Wirk­lich­keit steht, wie Men­schen die­ses Ge­heim­nis er­fah­ren ha­ben, frei­lich in mensch­lich sehr be­grenz­ter Spra­che und be­gren­zen­den Wor­ten und Bil­dern.
Mo­se er­fährt Gott am Si­nai als ei­nen Gott, der vor al­lem gnä­dig, lang­mü­tig und reich an Huld und Treue ist. Wir kön­nen oft nur um Ver­ge­bung bit­ten, weil wir das eben so oft nicht sind. Aber Gott ist kein Scharf­rich­ter, mit dem man dro­hen kann. Wer dies tut, ver­letzt das Ge­heim­nis Got­tes und miss­braucht sei­nen Na­men.
Pau­lus be­schreibt Gott in sei­nem Brief an die Ko­rin­ther als ei­nen Gott der Lie­be und des Frie­dens (V11). So oft spricht Pau­lus von Gna­de, nicht im Sin­ne von Be­gna­di­gung, son­dern von un­ver­dien­ten Ge­schenk, trotz und in al­lem.
Im Jo­han­nes­evan­ge­li­um wird ge­nau­so in­nig dar­auf ver­wie­sen, dass Gott die Welt so sehr ge­liebt hat, dass er un­ser Le­ben will, nicht rich­ten und ver­ur­tei­len, son­dern ret­ten will. Aber wor­aus denn?
Vor al­lem aus der zer­stö­re­ri­schen Angst vor Gott, aus al­lem Man­gel an Lie­be zu Gott, zum Nächs­ten, zur Schöp­fung. Wo der Gott der Lie­be und des Frie­dens mit uns ist und sein darf, dort wächst lie­be­vol­le Be­zie­hung, da hört das ein­fa­che Ent­schul­di­gen auf, das ewi­ge Vor­ur­tei­len und gna­den­lo­se Rich­ten, das Ver­drän­gen und Weg­er­klä­ren von not-wen­den­den Schrit­ten der Um­kehr zum Le­ben und zu ei­nem lie­be­vol­le­rem Da­sein.
Da­zu be­kennt sich, wer an Drei­fal­tig­keit zu glau­ben ver­sucht. Nicht Zah­len sind ent­schei­dend, nicht ein Ge­schlecht, nicht das Er­klä­ren von Un­er­klär­li­chen. Ent­schei­dend ist am En­de ein Herz, das zu lie­ben ver­sucht und an die Lie­be glaubt, was im­mer auch ge­schieht. Amen.

(P. Tho­mas Röhr OCT)